Einstellung zur Umwelt /Ergebnisse der ISSP-Forschung/

Von Jitka Mladkova

Erwärmung der Erdoberfläche, zunehmender Treibhauseffekt, unkontrolliertes Wachstum der Erdbevölkerung, Luftverschmutzung durch Immissionen, Gewässerverunreinigung und vieles mehr - das sind die Kernprobleme der sich globalisierenden Welt. Seit 1983 läuft weltweit das sog. ISSP -Forschungsprojekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die negativen Entwicklungen bzw. Trends und deren Auswirkung auf die Umwelt zu verfolgen und wissenschaftlich zu bewerten. Derzeit sind an der jedes Jahr durchgeführten Forschung 34 Länder beteiligt, darunter auch die Tschechische Republik. Die auf Tschechien bezogenen Forschungsergebnisse der Forschung für das Jahr 2000 mit dem Schwerpunkt in der Umwelt wurden am Montag vom Prager Soziologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Prag veröffentlicht. Sie stellen eine wertvolle Informationsquelle über die Einstellung der Tschechen zu den brennenden Problemen der heutigen Welt dar. Der Umweltprobleme, wie sich aus der dazu durchgeführten Umfrage mit einer repräsentativen etwa 1300 Personen zählenden Bevölkerungsgruppe ergab, sind sich die Tschechen gut bewusst. Nur vier Prozent von ihnen glauben, dass für den Umweltschutz genug getan wird. Die meisten rufen nach einem verstärkten Engagement des Staates. Der Tatsache, dass ein besseres Umweltschutz auch mehr kostet, wollen aber die meisten nicht den entsprechenden Tribut zollen, z.B. durch die Bereitschaft, höhere Steuern bzw. höhere Preise zu zahlen oder sich irgendwie anderweitig am Umweltschutz zu beteiligen. Kurzum, trotz der Befürwortung des Umweltschutzes soll das Lebensniveau unangetastet bleiben. Als größtes Problem der Gegenwart und der Zukunft nehmen die Tschechen den Treibhauseffekt wahr, die Atomkraft hingegen, die woanders vielen Menschen Angst macht, lässt die meisten kühl. Im Gegenteil! Sie wird von der Mehrheit der Tschechen bejaht. Warum? Dipl.Ing Petr Soukup vom Soziologischen Institut der Akademie der Wissenschaften in Prag hat dafür folgende Erklärung:

"Ich glaube , bei uns hat man mit der Kernenergie später angefangen als in manchem entwickelten Land der Welt. Darüber hinaus wird hierzulande über die Atomenergie erst seit Beginn der 90er Jahre offen diskutiert - dank der Umweltschutzorganisationen, die es früher nicht geben durfte. Gegenwärtig erleben wir eine Phase der Kerneuphorie, die man auch im Westen erlebte, wo man mittlerweile in einer Phase des Atompessimismus angelangt ist."