Eishockey: Top-Profi und Leitwolf Reichel beendet seine Karriere

Robert Reichel (Foto: ČTK)

Das tschechische Eishockey war Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre absolute Weltspitze. Einer, der wohl wie kein Zweiter die glorreiche Zeit der Cracks aus Tschechien personifiziert, ist Robert Reichel. Der langjährige Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft hat jetzt das Ende seiner großartigen Karriere verkündet.

Einen Torschrei von Robert Reichel, den wird man im tschechischen wie auch internationalen Eishockey leider nicht mehr hören. Der 38-jährige Profispieler hat nämlich am Mittwoch in seiner Geburtsstadt Litvínov bekannt gegeben, seine lange und erfolgreiche Karriere zu beenden:

Robert Reichel  (Foto: ČTK)
„Eishockey spiele ich schon sehr lange, auf höchstem Niveau seit meinem 16. Lebensjahr. Nach all den Jahren fühle ich mich körperlich zwar noch fit für das Training und das Wettkampfspiel, aber psychisch bin ich ausgelaugt und müde.“

Robert Reichel hat in seiner Karriere viel gewonnen. Er gehörte zum Kader der tschechischen Nationalmannschaft, die 1998 in Nagano Olympiasieger wurde. Als Kapitän führte er die Auswahl zudem zu drei WM-Titeln. Als Vereinsspieler bestritt er über 1500 Pflichtspiele, davon exakt 900 in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL); dort waren Calgary, New York, Phoenix und Toronto seine Stationen. In Europa spielte Reichel nur für zwei Clubs: für seinen Heimatverein HC Litvínov und anderthalb Jahre für die Frankfurt Lions. In der Saison 1995/96 erzielte er dabei für die Hessen nicht weniger als 101 Scorerpunkte. Dieser Wert ist in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bis heute unerreicht.

Mit Robert Reichel verlässt ein Ausnahmespieler den Profisport. Der tschechische Eishockeyexperte David Pospišíl:

Robert Reichel  (Foto: ČTK)
„Robert Reichel war ein Eishockeyspieler, der einfach alles mitbrachte: Er gab mustergültige Torvorlagen, er hatte geschickte Hände, einen unglaublichen Schuss, er war Antreiber und Führungsspieler. Das einzige, was ihm etwas fehlte, war die Schnelligkeit. Ansonsten kann man sagen: Reichel war ein Crack wie aus dem Bilderbuch.“

Robert Reichel gehörte bis Mittwoch zu den letzten noch aktiven Spielern der so genannten „goldenen Generation“, die zwischen 1996 und 2005 insgesamt sechs Titel für Tschechien holte. Er geht dem Eishockey jedoch nicht verloren: In Litvínov wird er ab der neuen Saison als Trainer arbeiten. Und dennoch: An Jubelmomente wie nach seinem entscheidenden Penalty-Tor im olympischen Halbfinale 1998 gegen Kanada bleibt nur noch die Erinnerung…

Autor: Lothar Martin
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