Robert Reichel und Jiří Šlégr nahmen Abschied vom aktiven Eishockeysport

Jiří Šlégr und Robert Reichel (Foto: ČTK)

Das tschechische Eishockey hat schon viele internationale Stars hervorgebracht. Doch die Generation, die nun so langsam abtritt, war wohl die erfolgreichste. Zwischen 1996 und 2005 hat sie nicht weniger als fünf WM-Titel und 1998 das Olympiagold in Nagano gewonnen. Man bezeichnet sie deshalb hierzulande auch als „die goldene Generation“. Zwei ihrer herausragenden Vertreter haben am vergangenen Freitag in Litvínov ihre Karrieren beendet: Robert Reichel und Jiří Šlégr.

Robert Reichel und Jiří Šlégr  (Foto: ČTK)
Zur großen Abschiedsgala von Reichel und Šlégr waren nicht weniger als 23 Eishockey-Weltmeister, elf Olympiasieger und drei Stanley-Cup-Gewinner erschienen. Darunter waren auch Superstars wie Dominik Hašek und Jaromír Jágr. In einem unterhaltsamen Spiel der von Reichel und Šlégr gebildeten Mannschaften, dem Albi Team und dem Guma Team, traten sie gegeneinander an, um ihren einstigen Mitspielern ihren Dank zu zollen. Das taten auch die rund 7000 Zuschauer, als nach den Teams auch ihre beiden Kapitäne, Reichel und Šlégr, das Eis betraten.

Robert Reichel und Jiří Šlégr  (Foto: ČTK)
Robert Reichel und Jiří Šlégr - zwei große Persönlichkeiten des tschechischen Eishockeys. Beide sind sie im nordböhmischen Litvínov aufgewachsen und haben von hier aus die sportliche Welt des Eishockeys erobert. Der 39-jährige Reichel erinnert sich noch ganz genau an die schönsten Momente seiner Karriere als Profispieler:

„Mit 16 Jahren habe ich mein Debüt in der Extraliga gegeben. Ich werde nie vergessen, wie mir Trainer Hlinka die Chance dazu gab. Ich erinnere mich auch an mein erstes Ligator, dass ich gegen Sparta Prag geschossen habe, und wie ich als erst 18-Jähriger bei der WM in Bern zum Einsatz kam. Ich erinnere mich an die tolle Zeit in der NHL, in der ich aber leider nie den Stanley Cup gewinnen konnte. Umso größer aber war die Freude über den Olympiasieg und die drei WM-Titel, die ich mit der tschechischen Mannschaft geholt habe.“

In Litvínov und in der Nationalmannschaft hat Jiří Šlégr viele Jahre mit Reichel erfolgreich zusammengespielt. An beiden Stationen hat ihnen Trainer Ivan Hlinka, der leider schon verstorben ist, sehr vieles beigebracht. Deshalb gehört dessen Ableben auch zu den traurigsten Momenten, die beide hatten, sagt Šlégr:

„Am meisten getroffen hat uns beide ganz sicher die Nachricht vom Unfalltod Ivan Hlinkas. Da waren wir innerlich richtig aufgewühlt, denn Hlinka haben wir im Eishockey soviel zu verdanken. Für mich persönlich eine große Enttäuschung war die WM 2004 in Prag, denn dort sind wir bereits im Viertelfinale ausgeschieden. Dabei wollten wir vor eigenem Publikum unbedingt Weltmeister werden, was meiner Meinung nach auch möglich war.“

Jiří Šlégr und Jaromír Jágr  (Foto: ČTK)
Beide Spieler haben in ihren Karrieren also Höhen wie Tiefen durchlebt, in Erinnerung aber bleiben vor allem die vielen Erfolge. Deshalb wurde den bodenständigen Typen vom südlichen Fuße des Erzgebirges bei ihrer Abschiedsgala noch ein weiterer bewegender Moment zuteil: unter dem Hallendach des Ivan Hlinka-Eisstadions wurden ihre Trikots mit den Rückennummern 19 (Šlégr) und 22 (Reichel) enthüllt. Als Würdigung ihrer Verdienste um das Eishockey in Litvínov werden sie dort nun ewig hängen und beide Nummern werden an keinen anderen Spieler im HCL-Dress mehr vergeben.

In ihrem neuen Lebensabschnitt schlagen Reichel und Šlégr nun allerdings getrennte Wege ein. Während Reichel als Manager und Trainer in Litvínov seinem geliebten Sport weiter die Treue hält, ist Šlégr unlängst für die Sozialdemokraten (ČSSD) ins tschechische Abgeordnetenhaus in Prag eingezogen.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen