Jaromír Jágr: Europas bester NHL-Spieler ist mit 50 Jahren noch aktiv

Jaromír Jágr, Jitka Kallová, Josef Řezníček.

Jaromír Jágr ist in Tschechien eine lebende Legende, auch wenn der Eishockeyspieler gerade erst 50 Jahre alt ist.

Jaromír Jágr | Foto: Michal Kamaryt,  ČTK

Vor 24 Jahren, bei den Winterspielen im japanischen Nagano, hat die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft ihren bisher größten Erfolg errungen. Sie schaltete alle Favoriten wie die USA, Kanada und Russland nacheinander aus und wurde Olympiasieger. Einer der Erfolgsgaranten war ihr damaliger Superstar Jaromír Jágr. Der zweifache Weltmeister und Stanley-Cup-Sieger feiert am Dienstag seinen 50. Geburtstag.

In diesem Alter haben sich Athleten in der Regel vom Hochleistungssport längst verabschiedet und gehen einer anderen Tätigkeit nach, zum Beispiel als Trainer oder Manager. Nicht so aber Jaromír Jágr. Der Jubilar spielt immer noch Eishockey auf Erstliga-Niveau, und zwar für seinen Stammverein Rytíři Kladno in der tschechischen Extraliga. Am Sonntag machte er sich dabei selbst ein schönes Geschenk, indem er mit Kladno einen 6:4-Heimsieg über Kometa Brünn feierte.

Foto: Slavomír Kubeš,  ČTK

Vor der Partie wurde ihm von seiner Schwester Jitka und von Liga-Chef Josef Řezníček je ein Geschenktrikot mit den Initialen seines Clubs und der tschechischen Nationalmannschaft überreicht. Und auch die 1000 Fans, die in der Corona-Zeit als Besucherzahl zugelassen sind, wünschten ihm das Beste, sowohl als Mensch, Spieler als auch Mehrheitsaktionär von Rytíři Kladno. Jágr steht bereits über zehn Jahre an der Spitze des Vereins, und dies sei auch einer der Gründe, weshalb er noch aktiv sei, sagte er in einem früheren Gespräch für den Tschechischen Rundfunk:

„Ich spiele immer noch Eishockey, weil ich eine gewisse Verantwortung habe gegenüber dem Club. Wenn es nicht so wäre, würde ich nicht mehr übers Eis flitzen, denn mittlerweile blamiere ich mich damit zunehmend. Wenn ich aufhöre, werden uns auch viele Partner verlassen, und der Verein geht möglichweise zugrunde. Ich habe also keine Wahl.“

Jaromír Jágr | Foto: Radio Prague International

Ebenso in einem älteren Interview schilderte Jágr, dass er schon in frühester Kindheit an seinen langjährigen Arbeitsplatz, die Eisfläche, herangeführt wurde:

„Das war mit etwa drei Jahren, als mich mein Vater zum Schlittschuhlaufen auf eine öffentliche Eisfläche mitnahm. Er hat es zwei Jahre lang mit mir getan. Mit fünf Jahren wurde ich dann in die Vorschule des Eishockeynachwuchses in Kladno aufgenommen.“

In den Nachwuchsklassen des Vereins ragte Jágr mit seinen Leistungen stets heraus, so dass er oft schon in einer älteren Altersklasse mitspielte und bereits mit 16 Jahren zu Begegnungen des Männerteams auflief. Schließlich wurden er, Robert Holík und Robert Reichel schon als 18-Jährige in die tschechoslowakische Nationalmannschaft berufen. Reichel erinnert sich:

Jaromír Jágr | Foto:  Tschechisches Fernsehen

„Es war schon ein wenig irreal. Als 18-Jährige hatten wir mit einer solchen Ehre nicht gerechnet. Auf der anderen Seite wussten wir, dass wir gute Spieler sind. Das begann schon mit 16 Jahren, dass wir als große Talente der jeweiligen Altersklasse eingestuft wurden, und mündete in der frühen Berufung für das Nationalteam. Vermutlich waren wir damals wirkliche Ausnahmetalente.“

Ab 1990 begann dann auch Jágrs großartige Erfolgskarriere, die ihm neben den schon genannten Mannschaftstiteln auch zahlreiche Einzeltrophäen in der NHL, bei Weltmeisterschaften und im tschechischen Sport einbrachte. Und trotz seiner vielen Aufgaben, die er weiter auf dem Eis, in der Kabine und im Vereinsbüro wahrnimmt, verliert der Jubilar auch nicht den Blick auf die Highlights des Eishockeysports. Über das laufende Olympiaturnier in Peking äußerte er:

Tschechische Mannschaft | Foto: Matt Slocum,  ČTK/AP Photo

„Für unsere tschechische Mannschaft ist es von Vorteil, dass die Spieler aus der NHL nicht am Turnier teilnehmen. Damit steigen unsere Chancen auf einen Erfolg. Für uns Zuschauer aber ist es schade, denn auch ich wollte die besten Kanadier, Amerikaner, Russen und Schweden vor dem TV-Bildschirm live erleben. Das wäre sicher ein Augenschmaus gewesen.“

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