Endlich bessere Akustik: Die Neue Bühne des Nationaltheaters wird demnächst saniert
Es ist einer der bekanntesten Prager Bauten im Stile des Brutalismus: die „Neue Bühne“ (Nová scéna) des Nationaltheaters. Seit der Eröffnung 1983 steht demnächst die erste umfangreiche Sanierung an.
2,3 Milliarden Kronen (91 Millionen Euro) lässt sich die tschechische Regierung den Umbau der Neuen Bühne kosten. Dies ist um einiges mehr als etwa die 1,6 Milliarden Kronen (63 Millionen Euro), die das Nationaltheater für alle drei seiner Häuser im vergangenen Jahr als Gesamtetat zur Verfügung hatte. Viel Geld zwar, gibt Kulturminister Martin Baxa (Bürgerdemokraten) im Interview mit Radio Prag International zu. Aber die Sanierung stelle den weiteren Betrieb der Neuen Bühne für ganze Jahrzehnte sicher:
Die Details hat Baxa gemeinsam mit dem Leiter des Nationaltheaters, Jan Burian, am Dienstag vorgestellt. Demnach sollen die Sanierungsarbeiten im Juni 2025 beginnen, und mit der Wiedereröffnung wird für die Saison 2027/2028 gerechnet. An der Außenansicht der Nová scéna wird nichts verändert – schließlich befindet sich das Gebäude in der Unesco-geschützten Denkmalzone der Prager Innenstadt. Das Projekt sieht vielmehr eine Modernisierung vor: den Austausch der technischen Infrastruktur und der Belüftungsanlagen sowie ein neues Energieversorgungssystem einschließlich von Solarpanels auf dem Dach. Weiter erläuterte Jan Burian gegenüber Radio Prag International:
„Ein Problem besteht darin, dass man in den späten 1970er Jahren entschieden hatte, ein Theater in diesem Gebäude einzurichten, obwohl es ursprünglich gar nicht dafür geeignet war. Darum waren keine gute Technologie und nicht ausreichend Geld zur Verfügung. Damals wurden eine Menge Kompromisse gemacht, einschließlich einer schlechten Akustik und einer unpassenden Ausrichtung der Sitze. Darum ist das Theater praktisch von Beginn an unbrauchbar.“
Die Hauptarbeit wird sich deswegen auf den Saal konzentrieren. Mit dem Umbau soll die variable Gestaltung des Bühnenraums ermöglicht werden, ebenso wie ein flexibler Einsatz des Akustiksystems. Und die Kapazität wird von derzeit 400 Zuschauern auf bis zu 500 erhöht.
Darüber hinaus werde mit dem Betriebsgebäude „Thermos“ ein weiterer Teil des Gebäudekomplexes für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sagt Burian:
„Das betrifft die Bauarbeiten am Mittelgebäude am Václav-Havel-Platz. Dort wird es eine neue Bühne geben für Stücke mit zwei oder drei Schauspielern und einem Publikum von etwa 100 Zuschauern. Außerdem entstehen neue Proberäume und ein Bildungszentrum für Kinder und Studenten.“
Junge Menschen und Kunstinteressierte würden sich schon jetzt gern auf der Piazza in der Mitte des Gebäudekomplexes treffen, fügt Burian hinzu. Und mit einer Öffnung des Nebenhauses, in dem auch eine Verkaufsgalerie mit Gastroeinrichtung geplant ist, wolle man den Platz noch weiter beleben.
Die Neue Bühne von Architekt Karel Prager ist im Juni 2021 auch zum Kulturdenkmal erklärt worden – was nichts an der Tatsache ändert, dass viele Menschen den Bau schlichtweg für hässlich halten. Jan Burian erinnert sich an die Einweihung zu einer Zeit, als er selbst gerade sein Studium an der Theaterakademie abschloss...
„Ich glaube, jeder war damals ein bisschen schockiert. Heute kommen aber viele meiner Freunde nach Prag, um dieses Gebäude zu sehen. Denn es stellt eine wirklich starke Geste dar. Da ich jeden Tag hier bin, ist es einfach ein Ort, den ich liebe.“
Und in seinen Genuss wird Burian noch ein paar weitere Jahre kommen. Um während der Sanierungsphase eine kontinuierliche Betreuung zu garantieren, hat das Kulturministerium den Vertrag des Theaterleiters gerade bis Juli 2028 verlängert. Die Ausschreibung für einen Nachfolger werde aber bereits am 2. September dieses Jahres gestartet, so Baxa am Dienstag.
Auf der Neuen Bühne spielt vor allem das Ensemble der Laterna Magika, das multimediale Stücke ohne Text im Programm hat. Noch für die anstehende Saison hat es zwei Premieren vorbereitet. Während der Schließzeit werden die Aufführungen ins Hauptgebäude des Nationaltheaters sowie ins Ständetheater verlegt. Es sind aber auch Gastspiele im Ausland geplant.
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