Energiekonzern ČEZ büßt Gewinn ein, Manager erhalten keine Boni

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ČEZ ist der mit Abstand größte Energiekonzern in Tschechien. Der Umsatz liegt bei gut 200 Milliarden Kronen (7,3 Milliarden Euro). Über Unternehmensgewinne freut sich dabei vor allem der tschechische Finanzminister, denn ČEZ gehört zu 70 Prozent dem Staat. Finanzminister Babiš ließ nun dem Management des Konzerns die Boni streichen.

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Die Hauptversammlung von ČEZ folgte am Freitag dem Vorschlag von Andrej Babiš. Weder die Mitglieder des Vorstandes noch des Aufsichtsrats erhalten in diesem Jahr einen Bonus. Das Management schaut damit erstmals seit 2001 wieder auf leere Teller. In den Jahren zuvor hatte es immer umgerechnet knapp eine Million Euro gegeben. Doch im vergangenen Jahr sank der Gewinn des Energiekonzerns um 36 Prozent. Er lag offiziellen Angaben nach bei 22,4 Milliarden Kronen (820 Millionen Euro). Mit diesem Rückgang rechtfertigte Finanzminister Babiš auch die Diät:

Andrej Babiš  (Foto: ČT24)
„Die Unternehmensergebnisse waren schlechter als früher. Andere staatliche Firmen haben bessere Ergebnisse eingefahren, teilweise Gewinnzuwächse wie zum Beispiel Čepro, und selbst dort haben wir keine Tantiemen ausgezahlt. Deswegen sehe ich keinen Grund dafür, dass man sie bei ČEZ auszahlen sollte.“

Das betrifft unter anderem den renommierten Wissenschaftler Václav Pačes, er sitzt im Aufsichtsrat des Konzerns. Pačes sagt, ihm selbst sei es egal, leer auszugehen. Aber die Entscheidung von Ministerium und Hauptversammlung halte er insgesamt nicht für gerecht.

Václav Pačes  (Foto: Jan Sklenář,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wenn man die Firmenergebnisse mit denen weiterer, deutlich größerer Energiekonzerne aus ganz Europa vergleicht, dann macht sich ČEZ wenn nicht am besten, dann wenigstens ziemlich gut. Vielleicht wirkt sich da die jetzige Entscheidung etwas demotivierend auf das Management aus. Meiner Meinung nach hätte man die Boni senken sollen, aber nicht vollständig streichen“, so der Biochemiker.

Michal Šnobr, Chefökonom der Investmentgruppe J & T, sieht das jedoch anders. Von einer möglichen demotivierenden Wirkung könne nicht gesprochen werden:

„Man muss sich klar machen, dass hier über die sogenannten Tantiemen gesprochen wird – das sind Teile des Gewinns, die an den Vorstand und den Aufsichtsrat ausgezahlt werden. Von dieser Summe erhielten in den zurückliegenden Jahren immer die Mitglieder des Aufsichtsrates zwei Drittel. Auch für sie bilden diese Tantiemen aber nur die Hälfte der gesamten Zulagen, und die sind genügend hoch.“

Michal Šnobr  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Šnobr räumt jedoch ein, dass die Gewinneinbrüche bei ČEZ nicht hausgemacht seien. Vielmehr stünde dahinter der Preisverfall auf den europäischen Energiemärkten, vor allem dem in Deutschland. Und hier hakt Václav Pačes ein:

„Gerade weil ČEZ angesichts der sinkenden Gewinne sein Firmeneigentum nicht verkauft, sondern stattdessen noch für eventuelle Investitionen gespart hat, handelt es sich insgesamt um ein gutes Ergebnis. Und das sollte sich vor allem in den Tantiemen für den Vorstand zeigen.“

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Die Hauptversammlung entschied aber nicht nur über die Manager-Boni. Sie legte zudem die Höhe der Dividenden fest. Wie schon in den zwei vorangegangenen Jahren erhalten die Aktionäre 40 Kronen (1,50 Euro) vor Steuer pro Aktie. Die Gesamtdividende beträgt damit 21,5 Milliarden Kronen (787 Millionen Euro), also 73 Prozent des Jahresgewinns 2014. Davon fallen an den tschechischen Staat als Hauptaktionär insgesamt 15 Milliarden Kronen (549 Millionen Euro).

Autor: Till Janzer
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