Entlassungen bei Firma OP Prostějov treffen besonders Leute aus Jeseník hart

Die globale Krise erschüttert immer mehr auch traditionelle Industriezweige in Tschechien. Nach der Flugzeugindustrie, der Glas- und der Porzellanproduktion steckt nun die Textilindustrie in großen Nöten. Wegen steigender Verluste entlässt zum Beispiel die größte Bekleidungsfirma des Landes, OP Prostějov, bis zum Monatsende zwei Fünftel ihrer Mitarbeiter. Darüber hinaus droht dem einstigen Bekleidungsriesen die Insolvenz.

Die Anfänge der Textilherstellung in Prostějov / Proßnitz gehen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Später dann, in den 1980er Jahren, produzierte der damals staatliche Betrieb rund 80 Prozent der Bekleidung in der Tschechoslowakei. Die Marke Oděvní průmysl (heute: Oděvní podnik, kurz: OP), also Bekleidungsindustrie Prostějov, gehörte zu den größten Konfektionsherstellern in Europa.

In den vergangenen Monaten aber ging es mit dem Unternehmen in Prostějov stetig bergab. Das bestätigte auch OP-Generaldirektor Jiří Tuvora:

„Trotz der Aufträge, die wir haben, sind unsere Verluste groß. Deshalb haben wir vor einigen Wochen bereits angekündigt, dass wir die Produktion reduzieren und zahlreiche Entlassungen vornehmen müssen.“

Jiří Tuvora
Jetzt ist es amtlich: Rund 600 der insgesamt 1500 Mitarbeiter der Firma werden entlassen. Die Hälfte davon in den Produktionsstätten des Hauptsitzes in Prostějov, die anderen knapp 300 Arbeitnehmer im Werk in Jeseník / Freiwaldau, das komplett geschlossen wird. Werksdirektor Jindřich Koryčan:

„Die Schließung des Werkes wird bis Ende April vollzogen. Im Mai werden hier nur noch Reinigungsarbeiten durchgeführt, und im Juni, Juli wird hier wirklich nur noch die Lohnbuchhaltung sein. Zum 30. April werden exakt 266 Leute entlassen, und zwar mit einer Abfindung von fünf Monatsgehältern.“

Diese Abfindung kann die Arbeitnehmer aber kaum über den schmerzlichen Verlust ihres Arbeitsplatzes hinwegtrösten. Der Grund: Das schlesische Jeseník ist Zentrum einer strukturschwachen Region, die mit fast 19 Prozent die höchste Arbeitslosenrate im Lande aufweist. Wie schwer es ist, gerade hier eine neue Arbeit zu kriegen, weiß auch der Bürgermeister der Stadt, Petr Procházka:



Foto: www.op-profashion.cz
„Dass das Zweigwerk von OP Prostějov hier in Jeseník geschlossen wird, ist eine sehr unangenehme Nachricht. Im Nu sind rund 300 Leute arbeitslos, und die meisten davon dürften auch in Jeseník und Umgebung wohnen. Es sind vor allem Frauen, die jetzt arbeitslos sind, und für sie einen neuen Job zu finden, wird sehr, sehr schwer werden. Ich persönlich bin der Meinung, dass sich der größte Spielraum dafür noch im Bereich des Reiseverkehrs anbietet.“

Stadt Jeseník  (Foto: Boleslav Polívka,  www.wikimedia.org)
Aber auch für die in Prostějov noch beschäftigten rund 900 Mitarbeiter ist die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes noch nicht gebannt. Die Gläubiger des maroden Unternehmens haben immer noch kein Konzept zur Reorganisation des Bekleidungsherstellers vorgelegt. Sollte das nicht bald passieren, droht die Insolvenz und die Schließung des gesamten Unternehmens.