Entschädigung für deutsche Antifaschisten in der Tschechischen Republik?

Seit geraumer Zeit wird sie immer mal wieder von verschiedenen Seiten ins Spiel gebrachte, die Frage einer Entschädigung jener Deutschen, die, obwohl Antifaschisten, nach dem 2. Weltkrieg aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden oder denen anderes Unrecht angetan wurde. Olaf Barth berichtet.

Vor allem seitens der regierenden Sozialdemokraten scheint man über eine solche Entschädigung nachzudenken. Der CSSD-Abgeordnete Zdenek Koudelka äußerte am Montag gegenüber der Tageszeitung "Lidove noviny", man solle die nach dem Krieg vertriebenen sudetendeutschen Antifaschisten entschädigen, ihre Vertreibung habe nämlich im Widerspruch zu den sog. Benes-Dekreten gestanden, so Koudelka wörtlich.

Aber nicht nur das, der Sozialdemokrat meint, die zu Unrecht Vertriebenen sollten auch einen Anspruch auf Rückerstattung ihres ehemaligen Besitzes haben. Darüber hinaus möchte Koudelka ihnen die tschechische Staatsbürgerschaft anbieten.

Wir fragten Herbert Werner, Präsidiumsmitglied des Sudetendeutschenrates, wie er die Anregung von Herrn Koudelka einschätzt:

"Ich finde es grundsätzlich begrüßenswert, dass die Diskussion über die Frage, wie einzelne sudetendeutsche Gruppen eine Entschädigung bekommen können, begonnen hat. Es kann sich aus meiner Sicht lediglich um einen Einstieg handeln, wenn als Zielgruppe die Sudetendeutschen Antifaschisten ins Auge gefasst werden. Man muss sehen, dass aus der deutschen oder sudetendeutschen Sicht die Frage der Entschädigung aufgebracht wurde anhand derer, die nach Kriegsende in der Tschechoslowakei Zwangsarbeit leisten mussten und dabei schwer geschädigt wurden."

Auch Otto Pick, der tschechische Co-Vorsitzende des Tschechisch-deutschen Zukunftsfonds, hatte bereits vor Monatsfrist angeregt, den ehemaligen KZ-Häftlingen, den Widerstandskämpfern und einigen der Sozialdemokraten und Kommunisten unter den Sudetendeutschen eine Kompensation zukommen zu lassen.

Einen konkreten Versuch, eine Entschädigung für erlittenes Unrecht zu erhalten, hat bereits die Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien unternommen. Ihre Petition an den tschechischen Senat wurde kürzlich zur Überarbeitung an den Verband der Deutschen zurückgegeben. Laut deren Vertreter, Hans Korbel, werde man die formellen Mängel beseitigen lassen und sich notfalls auch Unterstützung aus Deutschland holen. Dazu meint Herbert Werner:

"Ich würde eigentlich davor warnen, zu glauben, dass durch Druck seitens der deutschen Landsmannschaften man hier zusätzliche Türen öffnen könnte. Ich glaube, man sollte hier den Weg der Vertrauensbildung mit den tschechischen Parlamentariern zu gehen."

Insgesamt zeigt sich das Mitglied des Sudetendeutschenrates, Herbert Werner, zuversichtlich, dass man eine einvernehmliche Lösung zur Entschädigungsfrage der Sudetendeutschen finden wird.

Autor: Olaf Barth
abspielen