Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern aus Österreich-Fonds

Nachdem die US-amerikanische Richterin Shirley Kram am 25. Juli die letzten beiden Sammelklagen gegen Österreich und österreichische Unternehmen abgewiesen hatte, ist auch der Weg für die Entschädigungszahlungen an diejenigen Opfer des Nationalsozialismus geebnet, die auf dem Gebiet des heutigen Österreich zur Zwangsarbeit verpflichtet worden waren. Silja Schultheis berichtet.

Ungefähr eine Million Ausländer wurde vom nationalsozialistischen Regime auf dem Gebiet des heutigen Österreich zur Zwangsarbeit verpflichtet. Die Anzahl derjenigen, die davon heute noch am Leben sind, wird auf 150.000 geschätzt. Die Mehrzahl von ihnen sind Ukrainer. In Tschechien warten rund 9.000 ehemalige Zwangsarbeiter auf Entschädigung aus Österreich. Mit den Auszahlungen an die ersten 4900 von ihnen beginnt der dafür im Dezember 2000 eingerichtete Österreichische Versöhnungsfonds in den nächsten Tagen, teilte Außenminister Jan Kavan am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit. Die Auszahlung selbst erfolgt über die tschechische Partnerorganisation, den Tschechischen Rat für Opfer des Nazismus. Oldrich Stransky, Mitarbeiter des Rates, reagierte am Dienstag erleichtert auf den bevorstehenden Beginn der Auszahlungen:

"Damit erfüllt sich das mehrjährige Bemühen um einen Ausgleich der Folgen der nazistischen Gewalt. Wir sind überzeugt davon, dass das Gesetz, das zu diesem Zweck verabschiedet wurde, alle diejenigen Personen erfasst, die Opfer von Leid und Unrecht waren. Auch wenn man nicht von Entschädigung sprechen kann, handelt es sich um jeden Fall um eine Satisfaktion. Es tut uns nur leid, dass es so spät kommt und viele unserer Opfer es nicht mehr erleben."

Etwa ein Zehntel der 10.000 Tschechen, die Entschädigung für die in Österreich während des 2.Weltkrieges geleistete Zwangsarbeit beantragt hatten, ist mittlerweile gestorben. Vermutlich Ende August erfolgen Entschädigungszahlungen an weitere 2 000 ehemalige Zwangsarbeiter. Im Unterschied zum deutschen Fonds erhalten die Opfer ihre Entschädigung nicht in Raten, sondern als einmalige Summe. Alles in allem erhält Tschechien aus Wien rund 71,6 Mio Mark. Das Gesamtvolumen des für drei Jahre eingerichteten Versöhnungsfonds beträgt rund 850 Mio Mark. Ludwig Steiner, Vertreter des Fonds, lobte am Dienstag die gute bilaterale Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik in der Entschädigungsfrage und nannte neben den Entschädigungszahlungen eine weitere Aufgabe des Fonds:

"Es ist eine andere Aufgabe unseres Fonds, bei jungen Menschen, die diese furchtbaren Zeiten nicht erlebt haben, Verständnis dafür zu gewinnen, dass eine solche Geste gesetzt werden muss und dass dazu materielle Opfer auch in Zeiten einer Budgetsanierung notwendig sind."