Erfahrungen eines tschechischen Journalisten als „Medien-Mittler“ in Deutschland

Pavel Polák

„Medien – Mittler zwischen den Völkern“ so heißt ein Stipendienprogramm der Robert Bosch Stiftung. In Zusammenarbeit mit der Berliner Journalistenschule werden junge Journalisten aus Mittelosteuropa nach Berlin eingeladen, um ihnen die Politik und vor allem den Medienbetrieb im Gastland zu zeigen. Einer von ihnen ist Pavel Polák, ehemals Redakteur bei Radio Prag, jetzt beim Radiožurnál des Tschechischen Rundfunks. Christian Rühmkorf traf ihn in einer Berliner Kneipe und sprach mit ihm über seine Erfahrungen im Stipendienprogramm.

Pavel, Du absolvierst gerade ein Stipendium in Berlin, „Medien – Mittler zwischen den Völkern“ heißt es und ist für junge Journalisten aus Mittelosteuropa. Wer schreibt dieses Stipendium aus und wie lange dauert es?

Pavel Polák
„Das Stipendium ist von der Robert Bosch Stiftung. Dieses Jahr sind, glaube ich, 16 Stipendiaten dabei – aus Tschechien, aus Ungarn, aus Slowenien, die baltischen Länder sind auch dabei. Und diesmal – das ist etwas Neues – sind dabei auch die Ukraine und Georgien. Der Sinn dieses Stipendiums ist, uns - den jungen Journalisten aus Mittelosteuropa - die deutsche Medienlandschaft zu zeigen und Erfahrungen in deutschen Medien zu ermöglichen.“

Du bist in Berlin, für drei Monate. Was bekommst Du dort gezeigt?

Berlin  (Foto: www.wikimedia.org)
„Der erste Monat besteht aus verschiedenen Veranstaltungen. Wir haben zusammen zum Beispiel den Bundestag besucht, wir haben auch Redaktionen deutscher Zeitungen besucht, wir waren auch im Hauptstadtstudio des ZDF. Und der Sinn dieses Monats ist eigentlich, die deutsche Medienlandschaft zu zeigen und mit den Journalisten zu sprechen, mit Politikern, mit Wissenschaftlern, mit Spezialisten – und vor allem Diskutieren.“

Zurzeit bist Du sozusagen als Praktikant bei Deutschlandradio Kultur. Wo würdest Du eigentlich – mit dem Einblick, den Du nun hast – die Unterschiede zwischen dem tschechischen Rundfunkjournalismus und dem deutschen, wenn es überhaupt Unterschiede gibt?

Deutschlandradio Funkhaus Berlin  (Foto: www.dradio.de)
„Der erste Eindruck, der erste Unterschied besteht in der Zahl der Mitarbeiter. Wenn eine Reportage entstehen soll, dann sind im Tschechischen Rundfunk dafür maximal zwei Redakteure notwendig. Normalerweise eigentlich nur einer. Und in Deutschland hat man dafür mehr Mitarbeiter. Da sind Spezialisten für Regie, dann ist ein Techniker dabei und jemand vor Ort, der alles organisiert, ein Stringer oder, wie man im Englischen sagt, ein Fixer. Und meine Erfahrung vom Tschechischen Rundfunk ist, dass ich alles allein machen muss. Auch das Mischen der O-Töne. Und in Deutschland ist es, glaube ich, mehr institutionalisiert, was manchmal auch besser sein kann, weil es dann auch professionell gemacht ist.“