Erinnerung an 24 Tote: Gedenkstätte Ploština mit neuer Ausstellung wiedereröffnet
Das Dorf Ploština wurde als das „mährische Lidice“ bekannt. Kurz vor Kriegsende brannten die Nazis die Siedlung vollständig nieder, weil sich dort Partisanen versteckt hielten. Am Freitagvormittag wurde die Gedenkstätte Ploština nach mehrjährigen Umbauarbeiten wiedereröffnet.
Am Mittwoch war es genau 78 Jahre her, dass 24 Menschen in Ploština starben. Sie wurden erschossen oder verbrannten in ihren Häusern, die die deutschen Nationalsozialisten angesteckt hatten. So kurz vor Kriegsende rächten sich die Besatzer noch dafür, dass die Bewohner von Ploština Partisanen versteckt hielten.
Das Nationale Kulturdenkmal (Národní kulturní památník) auf dem Gelände der ehemaligen Siedlung wurde nach Umbauarbeiten am Freitagvormittag feierlich wiedereröffnet. Schon am Montag hatten die Anwohner der Gegend die Gelegenheit, sich den neu konzipierten Ausstellungskomplex anzusehen. Gekommen waren auch einige Nachfahren der Opfer:
„Mein Großvater ist hier verbrannt und auch sein Sohn, der 21 Jahre alt war“,
berichtet Vlastimil Húšť. Die Erinnerungen seiner Mutter wurden für die Ausstellung auf Video festgehalten…
„Meine Mutter hat den ganzen Schrecken miterlebt, als Ploština niedergebrannt wurde. Sie war 16 Jahre alt. Die Deutschen verhörten sie und steckten dann das Haus an. Ich kann darüber nur schwer sprechen, dies ist nichts Angenehmes.“
Die Erzählungen von Húšťs Mutter sind eines der Zeugnisse, die im neuen Hauptgebäude der Gedenkstätte präsentiert werden. Der ovale Bau mit dem bepflanzten Dach ist in einen flachen Hang eingelassen, an dem in der Nachkriegszeit ein Amphitheater für die jährlichen Gedenkveranstaltungen errichtet worden war. Auch das Denkmal, dessen vier Betonpfeiler Flammen darstellen sollen, stammt aus jenen Zeiten, als das Erinnern noch der Propaganda des kommunistischen Regimes diente. Die Sanierung der Betonpfeiler begann schon vor acht Jahren, und 2020 kamen dann die Bauarbeiten der neuen Exposition dazu.
Für mehr als 150 Millionen Kronen (6,4 Millionen Euro) ist nun eine moderne Ausstellung entstanden, die über die Morde in der Mährischen Walachei am 19. April 1945 informieren. Von der Decke des ovalen Baus hängen beleuchtete weiße Quader mit den Namen und Fotos der einzelnen Opfer herunter. Pavel Hrubec ist Direktor des Museums für Südostmähren, das auch für die Gedenkstätte Ploština zuständig ist:
„Ich war noch einen Tag, bevor diese Quader für die Opfer angebracht wurden, hier. Am nächsten Tag ist mir die Kinnlade heruntergefallen, weil die Installation derart emotional wirkt. Einige Museumskollegen, die zu Besuch kamen, haben den Anblick gar nicht ausgehalten, so intensiv war das Erlebnis für sie.“
Weiter beschreibt Hrubec die Konzeption im neuen Hauptgebäude:
„Zunächst erfährt man hier etwas über die Vorkriegszeit. Der nächste Ausstellungsteil beschäftigt sich mit dem Alltagsleben im Krieg, und darauf folgt die eigentliche, schreckliche Tragödie. Danach gelangt der Besucher in den sogenannten Raum der Stille, wo er über das Leben und das Gesehene nachsinnen kann.“
Es sei wünschenswert, dass nun jedes Kind im Kreis Zlín diese Ausstellung zu sehen bekomme, sagt die Kreisrätin für Kultur, Zuzana Fišerová (Piraten):
„Die Ausstellung ist für alle Kinder und jungen Menschen aktuell, denn der Krieg ist – wie wir gerade sehen – nicht aus unserer Welt verschwunden. Es gibt ihn sogar in Europa. Es ist wichtig, darüber zu reden und zu verstehen, aus welchen Zusammenhängen heraus sich das Böse an uns heranschleicht.“
Erste kostenlose Führungen durch die Gedenkstätte finden am Sonntag aus Anlass der jährlichen Gedenkfeier in Ploština statt.
Die Gedenkfeier in Ploština beginnt am Sonntag um 13 Uhr. Das Areal hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Alle Infos auf Tschechisch finden Sie unter www.muzeum-zlin.cz/plostina.