Ernteminus und Biosprit: Bei Lebensmitteln drohen starke Preissteigerungen
Die Lebensmittel werden teurer - und auch Tschechien kann sich von diesem internationalen Trend nicht abkoppeln. Bis zum Jahresende rechnen Experten im Schnitt mit einem Preisanstieg von zehn Prozent, und das soll erst der Anfang sein. Der Grund: magere Getreideernten auf der einen und die steigende Produktion von Biotreibstoff auf der anderen Seite. Was die Landwirte in Entzücken versetzt, könnte Geringverdiener in Tschechien vor ernste Probleme stellen.
"Ich mache das schon dreißig Jahre, aber so einen Anstieg der Getreidepreise hab ich in der ganzen Zeit noch nie erlebt. Das ist ungeheuer",
bestätigt auch der Leiter einer Landwirtschaftsgenossenschaft. Hintergrund: Die letzten drei Sommer brachten außergewöhnlich magere Ernten. Zugleich aber steigt die Getreide-Nachfrage, vor allem für die Produktion von Bio-Treibstoff, weltweit stark an. Auswirkungen hat das auch auf die Lebensmittelpreise. Backwaren, aber vor allem auch Fleisch und Milchprodukte, für deren Herstellung viel Getreide verfüttert wird, dürften teils erheblich teurer werden. Den Trend zu steigenden Preisen bestätigt auch Libor Kytyr, Sprecher des Einzelhandels-Konzerns Ahold, gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:"Im Moment verzeichnen wir einen gewissen Druck auf Preiserhöhungen von Seiten der Lieferanten. Wenn konkrete Forderungen kommen, dann werden wir mit den Lieferanten verhandeln."
Bis zu zehn Prozent sollen die Lebensmittelpreise noch in diesem Jahr wachsen, insgesamt wird ein Plus von einem Drittel erwartet. Abhängig sein wird das auch von der Entwicklung auf den globalen Märkten. So hatte gerade China in den letzten Wochen durch seinen rapide wachsenden Milchdurst aufhorchen lassen, erinnert Agrarfachmann Petr Havel:"Der Bedarf der schlafenden Riesen in der Größenordnung von China und Indien ist riesig - das sind Länder, die eine enorme Menge von landwirtschaftlichen Rohstoffen und Produkten aufnehmen können."
Weit weniger elastisch ist demgegenüber die Lage in vielen tschechischen Geldbeuteln. Während Deutsche und Österreicher nur etwa 13 bis 14 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgeben, müssen Tschechen ein Fünftel des Verdienstes für Essen und Trinken aufwenden, Rentner sogar mehr als 25 Prozent. Eine deutliche Preiserhöhung bei Lebensmitteln könnte also vor allem für Geringverdiener schmerzhaft werden.