Tschechische Landwirte freuen sich: Ernte gut, Preise gut

Die Getreideernte zum besten Termin und so reich wie möglich einzubringen, das ist seit eh und je Ziel und Hoffnung der Bauern. Nun ist es in Tschechien wieder so weit: Einige Getreidesorten lagern bereits komplett in den Scheunen und Silos, und auch die restlichen Bestände sind schon zu 95 Prozent eingebracht. Die Bilanzen der einzelnen Regionen sind unterschiedlich, die Agrarexperten sagen aber übereinstimmend: Es ist eine gute Ernte!

Die Fronten zwischen den traditionellen Früh- und Späterntegebieten Tschechiens sind im laufenden Jahr offenbar nicht so sehr zur Geltung gekommen. Es sind im Prinzip nur Tage, die über den Ernteabschluss in den einzelnen Regionen entscheiden. Insgesamt sieht es nach guten Ernteerträgen und auch nach guter Getreidequalität aus. Den jüngsten Prognosen des Tschechischen Amtes für Statistik zu Folge dürfte sich die diesjährige Getreideernte auf rund 6,25 Millionen Tonnen belaufen. Das sind im Jahresvergleich 8,4 Prozent mehr. Der Anstieg des Pro-Hektar-Ertrages wird auf 6,5 Prozent geschätzt. Das könnte bei der Schlussbilanz auch so sein, sagt Stanislav Nemec, Vorsitzender der Assoziation privat wirtschaftender Landwirte. Aus seiner Sicht ist aber etwas ganz Anderes von großer Bedeutung:

"Die Kornerträge schwanken von Region zu Region. Mancherorts erreichen die Unterschiede zweistellige Prozentzahlen. Sie sind zum Beispiel auf die Ausgiebigkeit der Regenfälle zurückzuführen."

Diese Situation kann natürlich für die jeweilige Region problematisch sein, doch aus globaler Perspektive gibt es für die Getreideproduzenten einen Grund zum Optimismus: Im Vergleich mit den Getreidepreisen aus dem letzten Jahr sind die diesjährigen im Ausland bereits sprunghaft angestiegen:

"Seit 1990 betreibe ich private Landwirtschaft und kann mich in der ganzen Zeit nicht an dermaßen niedrige Preise in Tschechien wie es die diesjährigen sind, erinnern,"

sagt Stanislav Nemec. Aus der Tatsache, dass Tschechien im Vergleich mit anderen europäischen Ländern eher überdurchschnittliche Ernteerträge erzielen könnte, schlussfolgert er gewisse Vorteile für das Land. Drohe es vielleicht, dass tschechische Landwirte ihr Getreide lieber an westliche Abnehmer, die möglicherweise höhere Preise anbieten werden, verkaufen?

"Ich verstehe nicht, warum man diesbezüglich das Wort ´droht´ verwenden sollte. Wir leben doch in einem vereinten europäischen Wirtschaftsraum. Das ist doch schließlich etwas, was bereits funktioniert: Es werden Raps, Getreide oder andere Produkte der Landwirtschaft exportiert so wie es der Markt erfordert. In diesem Jahr können wir also davon profitieren, dass unser Binnenmarkt im Vergleich zu dem europäischen wesentlich kleiner ist, und im Moment, wenn wir gute Resultate in dem einem oder anderen Güterbereich haben, können wir diesen Vorteil nutzen."

Stanislav Nemec beruhigt aber gleichzeitig: Einen Nahrungsmittel- oder Getreidemangel müsse man aber in Tschechien ganz bestimmt nicht befürchten.