Erst drei Mal ist ein Mal zu viel: Prager Blanka-Tunnel abermals eingestürzt

Tunnel Blanka (Foto: www.tunelblanka.cz)

Am Dienstag haben die Bauarbeiten am neuen städtischen Autotunnel Blanka abermals die Erdoberfläche zum Einsturz gebracht. Unweit vom Prager Burgareal und in unmittelbarer Nähe des Kulturministeriums klafft ein riesiger Krater. Das war bereits der dritte Vorfall dieser Art. Die Bauarbeiten sind gestoppt, gesucht wird der Schuldige.

Tunneleinbruch  (Foto: ČTK)
Er trägt den schönen, voll klingenden weiblichen Namen Blanka, ist im Entstehen, scheint aber brüchig wie die Adern eines alten Menschen: Der Tunnel Blanka ist zurzeit die größte Sorge der Prager Stadtväter. In der Nacht auf Dienstag war - nur wenige Dutzend Meter neben dem Kulturministerium - die Erdoberfläche in die Tiefe gestürzt. Ein Baggerfahrer konnte unverletzt aus den Erdmassen befreit werden. Was bleibt ist ein Krater im Umfang von 20 mal 35 Metern und die Sorge, dass beim nächsten Mal Menschen zu Schaden kommen. Dušan Havel vom ermittelnden Bergbauamt:

Tunnel Blanka  (Foto: www.tunelblanka.cz)
„Zuallererst haben wir die Bohrungen in beiden Tunnels eingestellt, sowohl im nördlichen als auch im südlichen Bauabschnitt, also an der Stelle, wo es zum Einbruch kam. Wir haben alle erforderlichen Unterlagen zusammengetragen, und untersuchen nun diesen ungewöhnlichen Vorfall, verhören die Zeugen und untersuchen den Unglücksort.“

Eine neue geologische Untersuchung soll erstellt werden. Bis zu zwei Monate kann es dauern, bis erste Ergebnisse bei der Untersuchung dieses „ungewöhnlichen Vorfalls“ vorliegen, heißt es seitens des Bergbauamtes. So „ungewöhnlich“ ist dieser Einbruch jedoch nicht. Bereits 2008 waren an zwei Stellen im Park Stromovka riesige Krater entstanden. Auch damals kam – wie durch ein Wunder – niemand zu schaden. Ein Schuldiger konnte nicht ausgemacht werden; die Ermittlungen wurden eingestellt. Oberbürgermeister Pavel Bém ist erbost:

Pavel Bém  (Foto: ČTK)
„Das Wichtigste ist die Sicherheit der Prager Bürger. Diesmal können wir auf keine Wunder warten. Und solange die Stadt Prag keine hundertprozentige Sicherheit und Garantie hat, dass die Bürger nicht in Gefahr sind, solange wird nicht weitergebaut.“

Es sollen die Köpfe der Schuldigen rollen. Bém und die Stadt Prag haben Strafanzeige erstattet, zunächst gegen Unbekannt. Aber nicht nur das:

„Wir suchen auch nach Rechtswegen, wie wir den Vertrag mit der Baugesellschaft Metrostav kündigen können. Außerdem fordern wir eine Entschädigung. Der Stadt Prag ist ein Schaden entstanden – auf alle Fälle, was ihren guten Ruf betrifft.“

Tunneleinbruch  (Foto: ČTK)
Die Aufkündigung des Vertrags zwischen der Stadt Prag und der Baufirma ist möglicherweise nur eine leere Drohung. Denn die Zusammenarbeit mit Metrostav zu beenden, bedeutete automatisch eine Verlängerung der Bauzeit. Und das will der Oberbürgermeister nicht hinnehmen:

„Falls es zu einer Verzögerung beim Tunnelbau kommt, dann wird das übergeordnete Verkehrskonzept der Stadt Prag schlicht nicht funktionieren. Und das wäre eine Katastrophe. Jeder Monat Verzögerung ist eine Katastrophe.“

Blanka soll mit 6,5 Kilometern der längste Autotunnel Tschechiens und der größte städtische Tunnel Europas werden. Falls er fertig gestellt wird, soll er als innerer Ring der Stadtautobahn den Prager Verkehr entlasten.