EU-Klimaneutralität: Prag setzt Atomkraft durch

Foto: ČTK/Michal Krumphanzl

Auch Tschechien hat sich zu dem Ziel bekannt, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Die Zustimmung sei möglich geworden, weil im entsprechenden Dokument auch die Atomkraft erwähnt werden soll, sagte Premier Andrej Babiš.

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Der tschechische Regierungschef hatte beim EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel als einziger dafür plädiert, die Atomkraft als grüne Energie anzuerkennen. Allerdings leisten Österreich, Deutschland und Luxemburg Widerstand. Deswegen wurde ein Kompromiss gefunden. Im Beschluss des Gipfels heißt es lediglich, einige Staaten hätten darauf hingewiesen, dass sie Atomkraft in ihrem Energiemix hätten.

Andrej Babiš  (Foto: ČTK/Petr Kupec)
Premier Babiš verkündete danach: „Endlich haben wir Schwarz auf Weiß, dass wir ganz einfach ohne Atomkraft wie Klimaneutralität nicht erreichen können.“ Laut dem Ano-Politiker kam die Kritik vor allem von den Regierungschefs aus Österreich und Luxemburg. Sie hätten darauf bestanden, dass die Kernenergie nicht mit europäischen Fördergeldern unterstützt werden sollte. Andrej Babiš wies den Vorwurf zurück. In der aktuellen Debatte habe dies niemand gefordert, behauptete der tschechische Premier.

Die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt kein CO2-Ausstoß über das Maß hinaus erfolgt, in dem Umwelt und Technik die Treibhausgase absorbieren können. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Energieversorgung, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft komplett umgebaut werden. Notwendig ist also eine Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas.

Im tschechischen Energiemix dominiert weiterhin Kohle. Im vergangenen Jahr trug sie laut offiziellen Angaben zu fast der Hälfte der Energieproduktion (49 Prozent) bei. Dahinter folgte die Atomenergie mit knapp 37 Prozent und weit abgeschlagen die Erneuerbaren mit 6,2 Prozent.

Autor: Till Janzer
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