"Europäisches Haus" in Prag eröffnet
In der Prager Innenstadt wurde am Donnerstag, im Beisein des tschechischen EU-Kommissars Vladimír Spidla, das so genannte Europäische Haus feierlich eröffnet. Gerald Schubert war dabei und erklärt, welche Aufgaben es erfüllen soll:
"Das Europäische Haus wird auch ein Ort für Seminare und Debatten über Europathemen sein, wie zum Beispiel die Europäische Verfassung", sagt der Franzose Bourgin, der - so wie etliche andere EU-Vertreter hierzulande - mittlerweile ein durchaus beachtliches Tschechisch spricht.
Unter den zahlreichen Eröffnungsgästen war auch Libor Roucek, Delegationsleiter der tschechischen Sozialdemokraten im EU-Parlament. Auf die Frage, was denn die wichtigsten Anliegen der EU sein würden, die seinen Landsleuten in nächster Zukunft in Prag vermittelt werden sollen, sagte auch Roucek gegenüber Radio Prag:
"Was wir behandeln müssen, das ist die Verfassung. Die Ratifizierung des neuen europäischen Verfassungsvertrages. Das wird meiner Meinung nach in der Tschechischen Republik das Hauptthema des Jahres 2005 sein."In der Tat: Bereits jetzt läuft hierzulande eine relativ intensive Debatte darüber, ob das Mehr an Integration, das die Verfassung bringen würde, auch gut ist für Tschechien. Die Rollen sind dabei klar verteilt: Die sozialliberale Regierungskoalition ist im Wesentlichen für die Verfassung, die Opposition, und hier vor allem die Demokratische Bürgerpartei ODS, spricht sich in der Mehrzahl dagegen aus. Der tschechische EU-Kommissar Vladimír Spidla, er ist in Brüssel für die Bereiche Arbeit, Soziales und Chancengleichheit zuständig, galt stets als großer Befürworter der europäischen Integration und hat, noch als tschechischer Premierminister, sein Land mit viel Optimismus in die EU geführt. Auch er wünscht sich, dass die Europäische Verfassung ratifiziert wird. Den diesbezüglichen Diskussionsprozess sieht er positiv, wie er gegenüber Radio Prag sagte, und er beruft sich dabei auf Umfrageanalysen der Europäischen Kommission:
"Es gibt eine Diskussion, und sie ist eine wirkliche Diskussion. Das Eurobarometer sagt dabei klar, dass das Informationsniveau in den neuen Mitgliedstaaten ein wenig höher ist als in den so genannten alten Ländern. Also die Diskussion läuft, und ich bin zufrieden."
Für interessierte Bürgerinnen und Bürger wird es in Prag auch noch eine andere Anlaufstelle geben. Denn während sich das neu eröffnete Europäische Haus eher an Medienvertreter und ein engeres Fachpublikum richtet, kann die breitere Öffentlichkeit nach wie vor das so genannte "Informationszentrum der EU" in Anspruch nehmen, das schon im Vorfeld des tschechischen Beitritts Fragen der zur EU beantwortet hat.