Europakonzert mit Daniel Barenboim in Prag

Daniel Barenboim (Foto: www.danielbarenboim.com)

Jedes Jahr feiern die Berliner Philharmoniker ihren Gründungstag am ersten Mai 1882 mit einem so genannten Europakonzert in einer der Metropolen Europas, zuletzt in Budapest. In diesem Jahr war Prag an der Reihe. Renate Zöller hat sich das Konzert angehört und mit dem Dirigenten Daniel Barenboim gesprochen.

Ausgerechnet im traditionsträchtigen Prager Ständetheater hat in diesem Jahr das Europakonzert stattgefunden - ein gleich dreifaches Jubiläum sozusagen: Die Berliner Philharmoniker feierten ihren Geburtstag mit der Solistin Cecilia Bartoli unter der Leitung von Daniel Barenboim mit einem reinen Mozart-Programm, passend zum Mozartjahr. Und das in Tschechien, das gerade am 1. Mai seinen zweiten Jahrestag des EU-Beitritts hatte.

Zum Jubiläum des Komponisten brachte Barenboim Mozarts Haffner-Sinfonie, die Linzer Sinfonie, eines der späteren Klavierkonzerte und das erste Hornkonzert zur Aufführung. Der Tscheche Radek Baborak spielte das Horn, Barenboim selbst spielte Klavier. Großer Pomp war auch diesmal für den "Popstar Mozart" angesagt: Das Konzert wurde live im deutschen Fernsehen übertragen und war in Berlin etwa auf dem Potsdamer Platz auf einer riesigen Leinwand zu sehen. Daniel Barenboim hat nichts gegen ein einjähriges Festival, um Mozart zu huldigen:

"Ich persönlich brauche kein Jubiläum um Mozart zu spielen. Kein Jahr geht bei mir vorbei, in dem ich nicht Mozart spiele und/oder dirigiere, Opern, Symphonien und die Klavierkonzerte. Ich habe vergangenes Jahr die Klaviertrios regelrecht entdeckt, ich hatte sie nie zuvor gespielt und es sind einfach wunderbare Musikthemen."

Neben Mozart feiern gerade die Berliner natürlich vor allem ihre Philharmoniker, für die Barenboim ein großes Lob spendet:

"Was die Berliner Philharmoniker natürlich haben und worin sie einmalig sind, ist diese ganz lange, große Tradition. Und das Schönste für mich an den Berliner Philharmonikern ist, dass die Musiker wirklich den Mut haben - und das ist bestimmt nicht immer leicht - selbst sich nicht nur zu verwalten, sondern auch immer wieder neu zu definieren. Sie bieten etwas an, wozu nur sehr wenige Orchester in der Lage sind: Nicht nur eine mechanische Aufführung der Noten in der Partitur, sondern eine gewisse Gestaltung. Es ist ein aktiver Partner."

Dass die Ortswahl für die Geburtstagsfeier ausgerechnet auf Prag fiel, ist wiederum Amadeus Mozart zu verdanken. 1787 hatte er mit der Uraufführung des Don Giovanni im Prager Ständetheater einen riesigen Erfolg gefeiert. Deshalb lag es nahe, das Europakonzert gerade hier stattfinden zu lassen. Für Barenboim bedeutete dies eine Rückkehr nach Prag nach vielen Jahren Pause:

"Ich zum ersten Mal vor genau 40 Jahren in Prag, 1966, damals mit dem English Chamber Orcherstra. Ich bin damals extra früher gekommen, weil Arthur Rubinstein das Brahms-B-Dur-Konzert. Dann war ich mal mit dem Orchester de Paris hier, aber das ist auch schon lange her, irgendwann in den siebziger Jahren. Ansonsten leider nicht mehr."

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