Ex-Olympionikin Zátopková: Spiele von London haben mein Leben geprägt

Dana Zatopkova, photo: Filip Jandourek

London ist zum dritten Mal nach 1908 und 1948 Austragungsort von Olympischen Sommerspielen. Viele der Medaillengewinner der ersten Spiele nach dem Zweiten Weltkrieg leben nicht mehr. In der tschechischen Hauptstadt Prag aber fiebert noch eine rüstige Dame den bevorstehenden Wettbewerben entgegen, die 1948 dabei war und vier Jahre später in Helsinki Olympiasiegerin im Speerwerfen wurde. Es ist die 89-jährige Dana Zátopková, die Witwe des berühmten Langstreckenläufers Emil Zátopek.

Dana Zátopková | Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk
Dana Zátopková ist die Grande Dame der tschechischen Leichtathletik. Das verdankt sie vor allem den Olympischen Spielen. Denn als sie sich vor 64 Jahren für Olympia qualifizierte, tauchte sie erstmals auch in die große Welt des Sports ein:

„Die Spiele von London haben mein ganzes Leben beeinflusst. Was ich als dort als einfaches Mädchen vom mährischen Land zu sehen bekam, war gewaltig. Auf einmal sah ich umwerfende Gebäude wie den Big Ben, den Buckingham-Palast oder die Westminster-Kathedrale. Ich kam mir vor wie im Märchen. Was mich aber vor allem begeistert hat, war der Umstand, dass die Spiele überhaupt stattfanden.“

Dana Zátopková  (Foto: Ivana Roháčková,  ASC Dukla)
Bei den Spielen 1948 belegte Zátopková im Speerwurf der Frauen den siebten Rang. Eine Platzierung, mit der sie leben konnte, war sie doch erst kurz zuvor vom Handball zur Leichtathletik übergegangen. Das olympische Flair aber ließ sie seitdem nicht mehr los:

„Seit dieser Zeit bin ich begeistert von der olympischen Bewegung, denn Olympia ist in der Tat ein großer Feiertag für den Sport. Man ist überaus froh, wenn man an den Spielen teilnehmen darf, denn darin liegt auch ein Stück menschliches Glück. Alle vier Jahre treffen sich die besten Athleten der Welt, um im sportlichen Wettkampf ihre Kräfte zu messen. Es ist egal, ob der eine weiß und der andere schwarz ist, denn hier erblüht die Freundschaft zwischen den Menschen, so wie es überall sein sollte.“

Emil Zátopek | Foto: Roger Rössing,  Deutsche Fotothek,  CC BY-SA 3.0 DE
1948 in London ging auch der Stern von Danas Ehemann Emil Zátopek auf. Er wurde Olympiasieger über 10.000 Meter und Zweiter über die Halbdistanz. Vier Jahre später in Helsinki war die „Lokomotive von Prag“ – wie Zátopek wegen seines Laufstils genannt wurde – erst recht nicht zu bremsen. Er gewann die Goldmedaillen auf den beiden Langstrecken und im Marathonlauf. Und im Sog seines 5000-Meter-Sieges feierte auch Dana ihre große Stunde:

„Direkt in der Tür zum Stadioninneren haben wir uns getroffen. Ich habe Emil gratuliert und ihm gesagt, dass er mir seine Medaille als Glücksbringer borgen solle. Mit der Medaille in der Tasche verspürte ich dann auch eine Riesenfreude darüber, dass bei Emil alles so gut geklappt hat. Mit diesem Glücksgefühl im Rücken warf ich dann gleich im ersten Versuch einen neuen olympischen Rekord.“

Und der reichte für ihren Olympiasieg. Ihr am gleichen Tag geborener Gatte ist vor zwölf Jahren gestorben. Er wurde 78 Jahre alt. Ihre Lebensfreude aber hat Dana Zátopková beibehalten. Auch ihr Interesse am Sport, vor allem am Speerwerfen der Frauen. Deshalb freut es sie umso mehr, in Barbora Špotáková, der Olympiasiegerin von Peking, eine erfolgreiche Nachfolgerin im eigenen Land zu haben.

„Was Barbora betrifft, so glaube ich an ihre Medaillenchance. Ich drücke ihr ganz fest die Daumen, dass es die Goldmedaille wird.“

Dana Zátopková wird die Spiele von London aufmerksam vor dem TV-Gerät verfolgen. Am 19. September wird sie 90 Jahre alt.