Fabrik: Hauptthema beim Dokumentarfestival in Jihlava
Das Internationale Festival der Dokumentarfilme in Jihlava / Iglau ist das größte Festival seiner Art in Mitteleuropa. Der 18. Jahrgang des Festivals wird am Donnerstag eröffnet und dauert bis Sonntag.
„Wir haben uns für die Fabrik entschieden, weil sie unserer Meinung nach ein sehr interessantes Phänomen ist. Anhand dieses Themas kann man über die Gegenwartsgesellschaft und ihre Verwandlungen erzählen, aber auch die Entwicklung und Verwandlung der Gesellschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts beschreiben.“
Laut Festivalleiter Marek Hovorka sei aber auch der Film selbst, vor allem der Spielfilm, eine Art Fabrik, und zwar eine Fabrik von Illusionen:„Es geschieht immer wieder, dass wir den Illusionen unterliegen. Darauf verweist unter anderem ein Film, auf dessen Erstaufführung beim Festival wir uns sehr freuen: ‚The Unknown Known‘ des renommierten US-amerikanischen Regisseurs Errol Morris. Er geht in seinem Werk der Frage nach, wie es möglich gewesen sei, dass die USA mit Truppen in den Irak einfallen konnten, ohne dazu einen Grund zu haben. Das ist ein typisches Beispiel dafür, wie ein Dokumentarfilm die öffentliche Meinung verändern kann.“
In Jihlava sind insgesamt 266 Filme aus 42 Ländern der Welt zu sehen, 57 davon haben dort Premiere. Unter ihnen sind auch zehn tschechische Dokumentationen aus der jüngeren Zeit, die in der Sektion „Tschechische Freude“ aufgeführt werden. Zum Kern des Festivals gehören außerdem drei weitere Wettbewerbssektionen: „Opus bonum“ für Dokumentarfilme aus aller Welt, „Zwischen den Meeren“ für bemerkenswerte Streifen aus Mittel- und Osteuropa und „Faszination“ für Experimentalfilme. Marek Hovorka verweist auf ein Spezifikum des Festivals, und zwar bei der Bestimmung des Preisträgers. Entgegen anderen Festivals müssten die Jury-Mitglieder in Jihlava nicht nach einem Kompromiss suchen:
„Das Modell, das wir für den Hauptwettbewerb gefunden haben, beruht darin, dass die Jury nur ein Mitglied hat. So etwas gibt es bei keinem anderen Festival der Welt. Wir wollen dadurch unterstreichen, dass die Persönlichkeit, die wir gewählt haben, imstande ist, eine radikale Entscheidung für sich selbst zu treffen. Das einzige Jurymitglied in der Sektion ‚Opus bonum‘ ist die Legende der serbischen Kinematographie, Želimir Žilnik. Er hat die Form der Dokumentarfilme in Osteuropa in den 1970er Jahren stark verwandelt.“Der serbische Dokumentarist wird auch eine Master Class führen und eine Serie der Kurzdokumentationen aufführen. Das internationale Festival zeigt Streifen sowohl renommierter als auch beginnender Filmemacher. Präsentiert werden eine breite Skala der Methoden in der Filmarbeit sowie die Entwicklung der Dokumentarfilme. Eine der Sektionen ist auch dem Radio gewidmet. In dieser Sektion können alle Interessenten ihre eigene Radiodokumentation machen.