Falsch saniert: Mehrere tschechische Schulen wegen Asbest geschlossen

Asbest: Das war in Westdeutschland vor allem in den 80er Jahren ein großes Thema. In Tschechien ist nun erneut eine Diskussion über diese krebserregenden Mineralfasern entbrannt, wenn auch nicht mit denselben hysterischen Zügen wie in der damaligen Bundesrepublik. Denn mittlerweile wurden in mehreren tschechischen Grundschulen überhöhte Asbest-Werte festgestellt. Fachleute verweisen auf ein allzu sorgloses Vorgehen bei der Sanierung von öffentlichen Gebäuden.

Grundschule „Máj“ in České Budějovice  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Bereits seit Ende November sind drei Schulen in České Budějovice / Budweis vorübergehend geschlossen. Ihre Gebäude waren im Sommer saniert worden, doch es wurde dabei wohl geschlampt:

„In acht Klassen wurde eine Überschreitung der Grenzwerte für Mineralfasern und Asbest festgestellt“, so Ivana Suchomelová vom Hygieneamt der südböhmischen Stadt.

Ein Einzelfall ist dies aber nicht, seit dem Sommer mussten insgesamt sieben Schulen im Land wegen Asbestfasern geschlossen werden. Allesamt Plattenbauten aus den 70er oder 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Petr Balvín ist Geschäftsführer der Firma Omnipure, die Asbestuntersuchungen durchführt und Sanierungskonzepte erstellt:

„In der früheren Tschechoslowakei wurde glücklicherweise nicht so viel Asbest verwendet wie in einigen westeuropäischen Staaten. Am stärksten sind gerade Schulen betroffen, in denen Glaswolle-Isolationen genutzt wurden, oder Kindergärten, die in den Plattenbausiedlungen entstanden sind.“

Dabei ist die Schädlichkeit von Asbest bereits seit den 1930er Jahren bekannt. Erst 1984 wurde aber wirklich nachgewiesen, dass dieses sehr beständige, nicht brennbare Material zu Krebserkrankungen führt. In der früheren Tschechoslowakei reagierte man sofort und verbot Asbest als Baumaterial, in Deutschland kam dieses Verbot erst Anfang der 90er. Heute taucht das Problem aber weiterhin bei Gebäudesanierungen auf. In Tschechien werde dabei häufig geschlampt, so Balvín:

Petr Balvín
„Die Gesetze werden nicht konsequent eingehalten. Seit 2006 enthält das Baugesetz eine Verordnung, die vorschreibt, dass bei einer Renovierung eine bautechnische Untersuchung auf Asbest durchgeführt werden muss. Das wird vernachlässigt, in den Projektpapieren tauchen dann Formulierungen auf wie ´Asbest haben wir nicht gesehen´ - und die Sache wird zu den Akten gelegt.“

Die Folge: Der Hausherr oder die beauftragten Baufirmen führen unter Umständen Arbeiten durch, bei denen Asbestfasern freigesetzt werden.

Wie häufig in ihrem Zuständigkeitsbereich geschlampt wurde, möchte nun die Schulinspektion herausbekommen. Die Behörde hat dazu in der vergangenen Woche einen Fragebogen an alle 8500 Schulen im Land geschickt. In rund 300 von ihnen wurden beim Bau so genannte Boletické panely (Boletitzer Platten) verwendet, die aus Asbest bestehen. Und die meisten der Schulen wurden auch bereits saniert. Dies ist das Ergebnis nach zwei Drittel des Rücklaufs. Messungen sollen nun zeigen, wie hoch in den Räumen dieser Schulen die Asbestkonzentration ist.