Wie vergiftet ist mein Körper? Tschechien an EU-Projekt zu Chemikalienrückständen beteiligt

Mitarbeiter des Staatlichen Gesundheitsinstituts besuchen derzeit Familien in ganz Tschechien, um von Kindern sowohl Haar- als auch Urinproben zu nehmen. Die Proben werden dann auf Giftstoffe getestet. Dahinter steht ein Projekt der EU, das das Risiko chemischer Substanzen bewerten will.

Bisphenole, Phthalate, Pestizide und Schwermetalle – diese und weitere giftige Substanzen nehmen wir Menschen auf, ohne es mitzubekommen. Doch wie viel sammelt sich dann davon in unserem Körper? Das will das Staatliche Gesundheitsinstitut in Tschechien herausfinden. Denn die Behörde beteiligt sich an einem großangelegten EU-Projekt.

Zunächst werden dabei Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren untersucht. Seit Beginn dieses Jahres schauen die Beamten des Instituts deswegen bei ausgesuchten Familien in unterschiedlichen Gegenden des Landes vorbei…

Andrea Krsková | Foto: YouTube

„Zunächst lassen wir einen Fragebogen ausfüllen. Dann nehmen wir eine kleine Haarprobe des Kindes. Diese kommt in ein Tütchen und wird zur Analyse ans Labor geschickt. Die Haarprobe soll möglichst nah der Kopfhaut genommen werden, in drei Zentimetern Entfernung“, erläutert Andrea Krsková vom Staatlichen Gesundheitsinstitut.

Zudem werden auch Urinproben der Kinder genommen. Sie sollen zum Beispiel auf Substanzen überprüft werden, die sich durch Passivrauchen im Körper sammeln können. Die Haarproben werden unter anderem auf Quecksilber getestet. Aber das sind nur zwei Beispiele für eine ganze Reihe an Substanzen, die in den Laboren gecheckt werden.

Über die Fragebögen soll zudem herausgefunden werden, welchen möglichen Weg die giftigen Stoffe in den Körper genommen haben. Jana Klánová leitet die Fakultät für Umweltchemie an der Masaryk-Universität in Brno / Brünn. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte sie:

Illustrationsfoto: jackmac34,  Pixabay,  Pixabay License

„Pestizide gelangen meist über Lebensmittel in unseren Körper. Phthalate können sowohl im Essen sein, aber sie werden häufig auch in Kosmetik verwendet. Wir nehmen sie dann zum Beispiel auf, wenn wir die Dämpfe von Sprays einatmen, oder über Shampoos. Außerdem sind da noch jene Substanzen, die über die Luft in den menschlichen Körper gelangen – etwa die Giftstoffe aus Autoabgasen.“

Nach den Kindern wird das Staatliche Gesundheitsinstitut noch weitere Bevölkerungsgruppen überprüfen. Dies alles geschieht im Rahmen einer EU-Initiative mit dem Namen „Partnership for the Assessment of Risks from Chemicals“, kurz: Parc. Dabei arbeiten Forschungsinstitute aus 29 Ländern der Welt zusammen. Das Ziel ist, die europäischen Normen anzupassen, sodass die Giftstoffbelastung für die Menschen reduziert werden kann.

Bei der Datenerhebung fällt Tschechien laut Jana Klánová eine wichtige Rolle zu. Denn hierzulande werden bereits seit 30 Jahren vergleichbare Erhebungen durchgeführt:

„Die derzeitigen wissenschaftlichen Projekte sind nur kurzfristig angelegt. Wir brauchen aber langfristige Testreihen. Nur so kann all das, was jetzt herausgefunden wird, weiter beobachtet werden. Dazu muss auch das Netz an Laboren aufrechterhalten werden. Das geht nur dort, wo Forschungseinrichtungen durchgehend finanziert sind. Und die Tschechische Republik hat vor einigen Jahren veranlasst, dass entsprechend eine europaweite Infrastruktur aufgebaut wird. Diese wird auch von uns koordiniert.“

Das EU-Projekt zum Risiko chemischer Substanzen läuft in Tschechien bis Ende 2026. Im kommenden Jahr sollen jüngere Erwachsene unter die Lupe genommen werden.

Autoren: Till Janzer , Tereza Janouškovcová Bartůňková
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