Festival der Dokumentarfilme in Jihlava eröffnet
In Jihlava / Iglau hat am Dienstag das internationale Festival der Dokumentarfilme begonnen. Beim 26. Festivaljahrgang werden 380 Kino-Produktionen gezeigt.
Das Festival wurde mit dem Film „Der achte Tag des Kriegs“ der ukrainischen Regisseurin Oksana Mojsenjuk eröffnet. Gedreht wurde der Streifen unter Ukrainern, die schon länger in Tschechien leben. Die Regisseurin beschreibt, wie ihre Landsleute die Tatsache zu akzeptieren versuchen, dass ihr Land überfallen wurde und sich im Krieg befindet. Diese Produktion ist einer von 21 Filmen, die sich um den Hauptpreis in der Sektion „Neuer tschechischer Dokumentarfilm“ bewerben. Festivaldirektor Marek Hovorka betonte, es sei notwendig, immer wieder auf die russische Aggression aufmerksam zu machen. Denn jedwede Relativierung der Lage werde sich nach einer bestimmten Zeit auch auf unser Leben auswirken, so Hovorka. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks nannte der Direktor noch weitere Wettbewerbsbeiträge.
„Zu den 21 Filmen gehört beispielsweise der neue Streifen der Regisseurin Jana Ševčíková. Er heißt ,Die in der Finsternis tanzen‘. Die Filmemacherin, die für ihre Empathie bekannt ist, erzählt von einigen Menschen, die sehbehindert sind. Doch um diese Behinderung geht es ihr gar nicht, sondern darum, wie unterschiedlich man heutzutage leben kann. Jana Počtová, die inzwischen zu einer Dokumentarfilmexpertin im Bereich moderner Beziehungen geworden ist, drehte einen neuen Streifen über die Muster, nach denen die Menschen heutzutage leben – und wo und wie sie nach dem Glück suchen.“
Der Film heißt „Für immer glücklich“. Regisseurin Počtová:
„Vor etwa 15 Jahren habe ich mich entschieden, die Veränderungen in der Gesellschaft im Bereich partnerschaftlicher Beziehungen und Sozialem zu beschreiben. Der erste Teil – ,Die Generation der Singles‘ – beschrieb dieses damals hierzulande neue Phänomen. Im zweiten Teil mit dem Titel ,Nerodič‘ (etwa ,Nichteltern‘, Anm. d. Red.) ging es um Änderungen in der Form von Familien wie Wechselmodell oder Patchwork-Familien. Der dritte Teil ,Für immer glücklich‘ erzählt vom Wandel in den partnerschaftlichen Beziehungen.“
Für ihren Film hat die Regisseurin Beziehungen ausgesucht, die eher als unkonventionell gelten. So ist da etwa die Rede von Polyamorie, offenen Beziehungen oder der Partnervermittlung. Zum letztgenannten Thema merkte Počtová an:
„Ich dokumentiere das Leben einer Frau, die 50 war, als ihr Mann sie verlassen hat. In der Bemühung, einen neuen Partner zu finden, ist sie von Partnervermittlungen abhängig geworden. Eine weitere Art der Beziehung, die ich beschreibe, ist die einer Geliebten. Daran ist nichts Neues, nur wird darüber wenig gesprochen. Und schließlich stelle ich ein streng monogames katholisches Paar vor. Für mich war wichtig, dass all diese Menschen in einem System, in ihrer eigenen Gedankenwelt leben, die bestimmte Grenzen und Wege für sie festlegt. Ich habe versucht, die Porträtierten nicht zu manipulieren, sondern sie nur drei Jahre lang zu beobachten.“
Beim Festival wird zudem eine große Auswahl von Dokumentarfilmen von den Philippinen gezeigt. Das Dokumentarfilmfestival in Jihlava gilt als das größte Festival seiner Art in Mittel- und Osteuropa. Die Hauptpreise werden am 30. Oktober übergeben. Dabei wird der slowakische Regisseur Dušan Hanák für sein Lebenswerk geehrt. Er gilt als ein wichtiger Vertreter der tschechoslowakischen Neuen Welle (Nouvelle Vague) der 1960er Jahre. Sein Film „Bilder einer alten Welt“ wird am Samstag in Jihlava gezeigt.