Feuilleton
"Im Karlsbader Grandhotel Pupp kam es in der Nacht auf Donnerstag zu einem Raubüberfall. Drei maskierte Männer zwangen die Empfangschefin ihnen, das Bargeld in Höhe von einigen Hundert Tausend Kronen aus der Kasse zu geben. Nach den Tätern wird gefahndet..." Soweit ungefähr die Meldung, die diese Woche in den Medien veröffentlicht wurde, oft mit der Bemerkung, dass es zu dem Überfall eben während des internationalen Filmfestivals und dazu noch in einem Hotel kam, wo prominente Festivalgäste logieren.
Es scheint jedoch, dass der Raubüberfall nur als ein Ablenkungsmanöver gedient hat. Aus gut informierten Kreisen wird berichtet, dass die Karlsbader Kriminalpolizei zur Zeit eine heiße Spur verfolgt. Neben mehreren Filmstars war im Hotel auch das tschechische Präsidentenpaar untergebracht. Präsidentengattin Livia erzählte dem Hoteldetektiv, gerade als ihr Gatte Vaclav zu seiner üblichen Tennisstunde gegangen sei, habe sie hinter der Tür Stimmen gehört. Ein inzwischen vor dem Hotel verhafteter Mann räumte ein, er habe gemeinsam mit einigen Freunden auf den tschechischen Staatspräsidenten gewartet. Er murmelte etwas über die Rache des Fußballvolks. Denn trotz der Erwartungen vieler tschechischer Fußballfans, die in Portugal "Brückner for Premier" gerufen haben, hat sich der Präsident - offensichtlich durch die Niederlage der tschechischen Kicker im Halbfinale enttäuscht - für eine andere Lösung der jetzigen Regierungskrise entschieden. Anstelle des vom Volk geliebten Fußballtrainers beauftragte er den deutlich weniger charismatischen Innenminister Gross mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Die Präsidentengattin erläutert diese Entscheidung mit den Worten: "Vaclav hat sich schon so sehr auf das Finale gefreut, und jetzt war alles aus..." Und diese Entscheidung sorgte für Empörung unter den passionierten Fußballanhängern.