Fitnesstest: Tschechische Schüler haben schlechtere Ausdauer als in 1990er Jahren

Wie fit sind die heutigen Schüler? Das wollte die tschechische Schulinspektion wissen. Deswegen wurden im Herbst vergangenen Jahres die Kinder und Jugendlichen getestet.

Tomáš Zatloukal | Foto: Kateřina Cibulka,  Tschechischer Rundfunk
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Anfang der 1990er Jahre gab es die letzte Testreihe zur Fitness von Schülern in Tschechien. Nun hat die Schulinspektion diese Idee wieder aufgegriffen. Im Herbst 2022 wurde erstmals nach rund drei Jahrzehnten wieder die sportliche Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen hierzulande gemessen. Beteiligt waren fast 90 Prozent aller tschechischen Grundschulen und weiterführenden Schulen. Die Schüler mussten einen Pendellauf absolvieren, Rumpfbeugen machen, aus dem Stand möglichst weit springen, und für die Älteren gab es auch noch Klimmzüge. Die Ergebnisse wurden am Dienstag bei einer Pressekonferenz vorgestellt, und sie waren in einem Bereich besorgniserregend:

„Es gibt einen dramatischen Rückgang bei der Ausdauerfähigkeit, also bei den aeroben Sportaktivitäten“, sagte Schulinspektor Tomáš Zatloukal.

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Die Tests wurden in den dritten, siebten und elften Klassen durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass die Getesteten umso schlechter im Vergleich zu den 1990er Jahren abschnitten, je älter sie waren. Die Sportwissenschaftler teilten die Ergebnisse in drei Leistungsgruppen. Die Einordnung in die schlechteste Gruppe bedeutet, dass den Kindern schwere gesundheitliche Probleme drohen. Und leider fiel beim Pendellauf die Hälfte der tschechischen Grundschüler in diese Kategorie und sogar 70 Prozent der Mittelschüler.

„Eine weitere beunruhigende Erkenntnis ist, dass ein bedeutender Teil der Schüler gleich in mehreren Disziplinen in diese kritische Kategorie eingestuft wurde. Auch da fielen die Ergebnisse umso schlechter aus, je älter die Schüler waren. Und bei der Unterscheidung der Geschlechter schnitten die Mädchen schlechter ab als die Jungen“, so Zatloukal.

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Eine positive Erkenntnis gab es aber auch: In den kraftorientierten Disziplinen bewegt sich die Leistungsfähigkeit auf dem Niveau von vor 30 Jahren.

Allerdings verweist die neue Testreihe auch auf soziogeographische Unterschiede. Das heißt: Nicht nur beim Wissen, sondern auch bei der Fitness kommt es darauf an, welchen Status die Familie des Schülers hat. Denn in Regionen mit einem hohen Anteil an ärmeren Familien wie den Kreisen Karlovy Vary / Karlsbad oder Ústí nad Labem / Aussig schnitten die Kinder und Jugendlichen am schlechtesten ab, am besten hingegen im vergleichsweise wohlhabenden Prag.

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Bildungsminister Vladimír Balaš (Stan) hat nun angesichts der Ergebnisse angekündigt, die Schüler in Zukunft wieder zu mehr Bewegung bringen zu wollen:

„Es sollten nicht nur zwei Stunden Sportunterricht in der Woche sein, sondern die Kinder müssen auch während der Pausen und zu weiteren Gelegenheiten in Aktivitäten eingebunden werden. Dazu gehört in gewisser Weise auch der Schulweg. Ein E-Roller zum Beispiel wird da schwerlich die richtige Lösung sein. Und was zudem noch wichtig ist: dass die Sportanlagen nach dem Unterricht weiter genutzt werden können.“

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Von Lehrern und Schulinspektoren kommt zudem die Empfehlung, auch in weitere Fächer neben dem Sportunterricht immer wieder Bewegungselemente einzubauen. Und das Ministerium wurde aufgefordert, die sportliche Betätigung von Kindern und Jugendlichen in der Freizeit besser zu fördern.

Ob die Maßnahmen dann auch greifen, wird sich allerdings erst in einiger Zeit herausstellen. Deswegen sollen jetzt wieder regelmäßig Fitnesstests an Schulen gemacht werden. Laut Schulinspektor Zatloukal könnte dies alle vier Jahre geschehen.

Autoren: Till Janzer , Eva Mikulka Šelepová
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