Flüchtlingskrise – Tschechische und deutsche Experten diskutieren mit Pragern
Die Flüchtlingsströme aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan reißen nicht ab. Auch die Diskussion um die Aufnahme und Verteilung der Flüchtenden findet kein Ende. Genau zu diesem Thema hat die Tschechische Akademie der Wissenschaften eine Podiumsdiskussion veranstaltet – gemeinsam mit der Petition „Wissenschaftler gegen Angst und Gleichgültigkeit“ und der Deutschen Botschaft in Prag. Die Politikwissenschaftlerin Petra Bendel hat anschließend ihre Eindrücke geschildert.
„Wir lernen natürlich immer aus den anderen Wissenschaften, denn das Thema Einwanderung und Flucht kann nicht von einer Disziplin alleine erschöpfend behandelt werden. Es ist per se eine Querschnittspolitik, die verschiedene Bereiche und Ebenen betrifft.“
Petra Bendel hebt besonders den Beitrag des tschechischen Islamwissenschaftlers Bronislav Ostřanský hervor:
„Ich glaube, für die Debatte war es ein ganz wichtiger Moment zu erklären, dass der Islam nicht aus einem Guss ist, sondern eine heterogene Bewegung ist.“Einige Besucher der Podiumsdiskussion hatten ein Problem mit der als fremd empfundene Kultur des Islams. Sie äußerten die Befürchtung, dass die Flüchtlinge nicht fähig seien, sich in die hier gelebte Kultur zu integrieren. Petra Bendel fasst die zwei wesentlichen Ängste des Publikums zusammen:
„Die einen Ängste bezogen sich auf die so wahrgenommene, mangelnde Integrationsfähigkeit von Flüchtlingen – insbesondere bei denjenigen mit einer als fremd wahrgenommenen Kultur. Die andere Befürchtung ist die des Umgangs miteinander in der Europäischen Union. Hier ist mir klar geworden, dass die Befürchtung, die kleinen Länder könnten von den Großen überstimmt werden – wie es auch der Fall war –, sehr verwurzelt ist.“
Die Experten versuchten, auf diese Ängste einzugehen und mit der Erfahrung aus Deutschland zu zeigen, dass Integration auch gelingen kann. Aber Tschechien könne ebenso aus den Fehlern lernen, die Deutschland gemacht hat, so Bendel. Sie zieht ein positives Fazit der Podiumsdiskussion:„Das war ein guter Startpunkt, um mit den tschechischen Kollegen in Kontakt zu kommen. Und auch um mit dem tschechischen Publikum auf einer versachlichten und wissenschaftlichen Grundlage zu diskutieren. Ich hoffe sehr, dass wir von dieser Veranstaltung ein ‚Follow-up‘ haben werden. So können wir nach einiger Zeit sehen, was aus dieser Debatte geworden ist und wie wir uns alle weiterentwickeln.“
Die Politikwissenschaftlerin hofft in Zukunft auf eine weitere Versachlichung der Debatte – sowohl in Deutschland als auch in Tschechien. Und dass die Wissenschaft ein Stück Weitblick und Fakten in diesen emotionalen Diskurs einbringen kann.