Frühwerk der Abstraktion: Rekordpreis für Kupkas „Form in Blau“

„Form in Blau“ von František Kupka (Foto: ČTK)

In den letzten Jahren erzielen die Werke tschechischer Künstler immer höhere Preise bei Auktionen. Es handelt sich vor allem um Bilder moderner Malerei aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Am Mittwochabend wurde der alte Rekord geknackt, und zwar bei der Versteigerung des abstrakten Gemäldes „Form in Blau“ von František Kupka.

„Form in Blau“ von František Kupka  (Foto: ČTK)
Der Ausrufpreis hatte bei 1,8 Millionen Euro gelegen. Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, und das Bild war eine halbe Million mehr wert. Vladimír Lekeš ist Geschäftsführer des Auktionshauses Adolf Loos Apartment & Gallery, das die Versteigerung veranstaltet hat:

„Am Ende erhielt ein Käufer am Telefon aus dem Ausland den Zuschlag. Er hat eine wunderbare Kunstsammlung. Ich gehe davon aus, dass die Nationalgalerie die Ausfuhr des Bildes erlaubt, da sie viele Kupka-Gemälde in ihrer ständigen Sammlung hat. Damit würde sie helfen, das Werk des tschechischen Künstlers im Ausland populärer zu machen.“

Auch wenn es gang und gebe ist, keine Angaben über den Käufer zu veröffentlichen, sickerte eine Information noch durch: Es soll sich um einen russisch sprechenden Bieter gehandelt haben. Er hatte nur einen Konkurrenten, der Tscheche gewesen sein soll. Insgesamt 40 Mal wurde das Gebot erhöht. Der Zuschlag kam erst bei fast 57,5 Millionen Kronen, umgerechnet 2,3 Millionen Euro, was sogar Vladimír Lekeš erstaunt hat. Der bisherige Rekordpreis für ein Bild eines tschechischen Malers hatte schließlich nur auf der Höhe des Ausrufpreises für die „Form in Blau“ gelegen. Dieser stammte im Übrigen auch aus der Versteigerung eines Kupka-Bildes, und zwar bei Sotheby´s in London.

Vladimír Lekeš
Warum ist nun gerade Kupkas „Form in Blau“ so teuer?:

„Das Bild ist sicher außergewöhnlich, vor allem wegen der Entstehungszeit im Jahr 1913. Das sind die Anfänge der Abstraktion bei Kupka, noch vor dem Ersten Weltkrieg, als der Maler dann an die Front in Italien gerufen wurde. Und es ist auch weltweit eines der ersten abstrakten Gemälde“, erläutert Marcela Chmelářová, Chefredakteurin des Fachportals Artplus.cz.

Doch beendet hat František Kupka sein Gemälde erst 1924, kurz vor seiner ersten großen Gesamtausstellung in Paris. Dabei half ganz entscheidend die Unterstützung durch den Kunstsammler Jindřich Waldes, der sich eine große Sammlung seines Freundes Kupka zulegte. Zu der Sammlung gehörte auch die „Form in Blau“. Und es waren die Nachfahren von Waldes´ aus den USA, die das Bild nun versteigern ließen.

Die größte heutige Kupka-Sammlung befindet sich indes in Prag und gehört Meda Mládková. Die Bilder sind im Kampa-Museum für die Öffentlichkeit zugänglich. Mládková glaubt, dass - trotz des neuen Rekordes - die Preise für Kupka-Werke noch nicht das Ende der Leiter erreicht haben, wie sie gegenüber dem Tschechischen Fernsehen sagte:

„Die Preise werden noch weiter deutlich steigen. Kupka ist noch längst nicht dort, wo Kandinsky, Mondrian oder Malewitsch sind. Aber er würde es verdienen, und er wird auch dorthin gelangen.“

Autor: Till Janzer
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