Fülle an Schlaglöchern: Qualität von Tschechiens Straßen schlechter als in Mexiko

Foto: Tomáš Mařas, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der Winter geht allmählich zu Ende, doch er hat seine Spuren hinterlassen. Die starken Fröste in Tschechien haben beispielsweise dafür gesorgt, dass die Straßenschäden erneut erheblich sind. Der Staat wird in diesem Jahr insgesamt drei Milliarden Kronen (111 Millionen Euro) für die Reparaturen von regionalen Straßen der II. und der III. Ordnung lockermachen. Doch wird das reichen?

Foto: Tomáš Mařas,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Tschechiens Straßen sind schon längst keine Vorzeigeobjekte mehr. Der Redaktionsleiter des Internetportals Výmoly.cz, Petr Čaník, bestätigt dies:

„Ich bin auf eine Statistik des Weltwirtschaftsforums gestoßen, in der die Straßenqualität in 140 Ländern verglichen wird. Daraus geht hervor, dass die Tschechische Republik nur auf dem 69. Platz liegt, noch hinter Ländern wie Mexiko und Ungarn.“

Výmoly, das sind auf Deutsch die Schlaglöcher. Das gleichnamige Internetportal ist ein Projekt des Tschechischen Rundfunks, bei dem die Beschaffenheit der Straßen dokumentiert wird. Eventuelle Straßenschäden kann dabei jeder melden, nach einer Überprüfung vor Ort wird der aktuelle Straßenzustand dann tags darauf in eine interaktive Karte übertragen. Und in diesem Jahr kam schon einiges hinzu, informiert Čaník:

Dan Ťok  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Wir registrieren in diesem Jahr eine erhöhte Zahl an Schlaglöchern. Seit Jahresbeginn wurden uns 300 neue Straßenabschnitte gemeldet.“

Wegen der größeren Schäden als nach milderen Wintern hat Verkehrsminister Dan Ťok (Ano) mehr Geld für Straßenreparaturen angefordert. Im Kabinett aber wurde anders entschieden: Es blieb bei drei Milliarden Kronen (111 Millionen Euro) für die Reparaturen von regionalen Straßen der II. und der III. Ordnung. Dan Ťok:

„Wir haben in den letzten drei Jahren mittels des Verkehrsinfrastrukturfonds mehr als zehn Milliarden Kronen in Straßenreparaturen gesteckt. Das hat vor uns keine andere Regierung gemacht. Ich hoffe, dies ist auf den Straßen zumindest ein wenig zu sehen.“

Petr Čaník  (Foto: Archiv von Petr Čaník)
Konkret zu sehen ist der Anteil an reparierten und noch beschädigten Straßen stets aktuell bei Výmoly.cz. Seit Beginn des Projekts vor sieben Jahren wurden bislang mehr als 6500 beschädigte Straßenzüge registriert, sagt Petr Čaník:

„Seit Beginn des Projektes bis heute konnten wir feststellen, dass rund 44 Prozent der gemeldeten Schäden behoben wurden. Im vergangenen Jahr waren es 37 Prozent.“

Zu den noch nicht reparierten Straßen gehört auch die Landstraße 259 zwischen Dubá und Mšeno in Nordböhmen. Diese Verbindung wurde im vergangenen Jahr zur „schlechtesten Straße Tschechiens“ gekürt. Der schlimmste Abschnitt befindet sich zwischen Blatečky und Konrádov. Er wurde erst jüngst von einem Reporter des Rundfunks abgefahren:

„Die Fahrt war nicht angenehm. Der Fahrer muss Acht geben vor zum Teil riesigen Schlaglöchern, und an manchen Stellen kann er ihnen gar nicht mehr ausweichen. Ich konnte dort maximal 25 Stundenkilometer schnell fahren, um das Auto nicht zu beschädigen.“

Foto: Tomáš Mařas,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
In Tschechien hat man mittlerweile erkannt, dass das schnelle Ausbessern von Schlaglöchern – das sogenannte Flickschustern – nicht viel weiterhilft. Deshalb will man jetzt immer häufiger längere Straßenabschnitte komplett sanieren. Dazu sollten die EU-Gelder genutzt werden, die in einer Höhe von über einer Milliarde Euro bis 2023 hierfür bereitstehen, informierte die Ministerin für Regionalentwicklung, Karla Šlechtová (Ano). Allerdings könnten Straßen der II. und der III. Ordnung nur dann davon profitieren, wenn sie in eine Hauptverkehrsader münden, relativierte die Ministerin.