Fußball-Legende Josef Bican wird zum Lebensjubiläum in Hall of Fame aufgenommen

Josef Bican (Foto: Archiv Slavia Prag)

Er gehört zu den größten Tschechen des 20. Jahrhunderts, und 1997 wurde er zudem als weltbester Torjäger seiner Zunft geehrt – die Rede ist vom Fußballer Josef Bican, der am Mittwoch seinen 100. Geburtstag feiern würde. Aus diesem Anlass wurde Bican jetzt auch in memoriam in die Hall of Fame des tschechischen Fußballverbands aufgenommen.

Josef Bican  (Foto: Archiv Slavia Prag)
Josef Bican, genannt Pepi, wurde am 25. September 1913 als Sohn tschechischer Eltern in Wien geboren. In der österreichischen Hauptstadt entwickelte er sein außergewöhnliches Talent, mit dem er später auch die Fußballanhänger in der Tschechoslowakei verzücken sollte. Als 18-jähriger gab Bican sein Debüt im Männerbereich, für seinen Club Rapid Wien traf er dabei gleich viermal im Derby mit dem Lokalrivalen Austria Wien. Mit der Nationalmannschaft Österreichs bestritt er 1934 seine einzige WM. Das so genannte Wunderteam, für das Bican ein Tor erzielte, scheiterte dabei im Halbfinale an Gastgeber Italien. Drei Jahre später ging er dann in die Tschechoslowakei zu Slavia Prag. Karel Zuska ist Archivar des Traditionsvereins:

Josef Bican  (rechts)
„Der damalige Vorstand von Slavia hatte großes Interesse an einer Verpflichtung von Bican. Daher nahm Slavia gleich nach der WM 1934 in Italien Kontakt mit ihm auf und Bican willigte in den Wechsel ein. Er kam für die damalige Rekordablöse von 150.000 Kronen, das entsprach dem Preis von drei Villen mit Garten. Bican selbst erhielt ein Monatssalär von 5000 Kronen sowie das Doppelte an Prämien. Der Wechsel wurde allerdings erst im Jahr 1937 vollzogen.“

Bicans Verein Rapid Wien wollte seinen Star nämlich zunächst nicht gehen lassen. In der tschechoslowakischen Liga aber begeisterte Bican sofort die Massen und wurde zum neuen Liebling der Fans. Für Slavia Prag bestritt er 240 Punktspiele, in denen er 417 Tore schoss. Mit dem Verein wurde er sechsmal Landesmeister. Der ehemalige Nationalspieler Ladislav Hlaváček erinnert sich:

Josef Bican  (Foto: Archiv Slavia Prag)
„Er war ein Individualist von europäischem Format, denn andere Fußballgrößen wie einen Pelé oder Eusebio, die später weltberühmt wurden, kannten wir seinerzeit natürlich nicht. Aber jeder, der damals in der Tschechoslowakei zum Fußball ging, wollte vor allem Bican sehen. Wenn die Zeitungen beispielsweise schrieben, dass er wahrscheinlich nicht spielen werde, dann hieß es gleich: ´Auweia, das ist ein Malheur´. Bican war einfach Bican.“

In seiner gesamten Karriere, so heißt es, habe Bican zwischen 4500 und 5000 Tore erzielt. Verbürgt ist jedoch die Zahl von 1468 Treffern, die er in offiziellen Spielen schoss. Für diese Leistung hat ihm die Internationale Organisation der Fußballhistoriker (IFFHS) die Trophäe für den weltbesten Torjäger des 20. Jahrhunderts überreicht. Um aber einen einigermaßen fairen Vergleich zu haben, hat dieselbe Organisation im Jahr 1997 ebenso den besten Ligatorschützen aller Zeiten gekürt: Das ist der Brasilianer Pelé mit 541 Toren in 560 Spielen. Aber Bican, der mit 518 Toren gleich hinter ihm liegt, brauchte für seine Trefferausbeute lediglich 341 Spiele. Dass Bican nie eine solch weltumspannende Popularität genoss wie später ein Pelé oder Maradona, lag nur daran, dass er den Zenit seines Könnens gerade dann erreichte, als in ganz Europa der Zweite Weltkrieg tobte. Mit Slavia Prag gewann Bican indes 1938 den Mitropa Cup, der im heutigen Fußball dem Gewinn der Champions League entspricht. In zwei Liga-Saisons erzielte er zudem jeweils über 50 Tore. Josef „Pepi“ Bican verstarb am 12. Dezember 2011 im Alter von 88 Jahren.

Autor: Lothar Martin
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