Ganz viel Literatur im März

cafe_ahoj.jpg
0:00
/
0:00

Tschechische Literatur – mit ihr kann man sich im März in Berlin sehr intensiv bekanntmachen. Denn das ist der Schwerpunkt beim Tschechischen Zentrum in der Bundeshauptstadt. Aber natürlich gibt es auch noch mehr. Alles Weitere im Interview mit der stellvertretenden Leiterin des Zentrums, Christina Frankenberg.

Frau Frankenberg, der März steht bei Ihnen im Zeichen der Literatur. Dazu haben Sie das Tschechische Zentrum auch ein bisschen umgestaltet…

„In unserer Galerie hat in der vergangenen Woche das Literaturcafé Ahoj eröffnet. Der Name erinnert an das Motto, unter dem der Gastlandauftritt der Tschechischen Republik dieses Jahr auf der Leipziger Buchmesse steht. Im Literaturcafé kann man von montags bis sonnabends immer von 12 bis 18 Uhr besten Kaffee trinken – und zwar vom Mama Coffee in Prag, unserem Partner für das Café. Dazu lassen sich an vielen Abenden literarische oder literarisch-musikalische Veranstaltungen bei uns erleben. Ein Teil der Galerie ist aber als solche erhalten geblieben. Dort haben wir in der vergangenen Woche eine kleine Illustrationsausstellung eröffnet. Das ist eine Zusammenarbeit mit dem tschechischen Festival Lustr, bei dem junge Illustratoren und ihre Arbeiten vorgestellt werden.“

Die erste Veranstaltung in dem Bereich ist gleich am Donnerstag. Sie nennt sich Poesie und Musik. Wer wird dabei zu hören und zu sehen sein?

„Wir stellen dabei Poesie von Zuzana Lazarová vor. Ins Deutsche übertragen wurde sie vom Übersetzer und Autor Ondřej Cikán, der aus Tschechien stammt, aber schon lange in Wien lebt. Cikán hat dort auch einen Verlag gegründet, der sich vor allem um tschechische Literatur kümmert und diese in deutscher Übersetzung herausgibt. An dem Abend werden vorrangig Gedicht von Zuzana Lazarová zu hören sein, aber nicht nur. Ondřej Cikán wird auch einige seiner poetischen Übersetzungen weiterer Autoren vorstellen. Dazu tritt ein Duo auf, das sich Polanský wtf Langman nennt und Schlagzeug sowie Seiteninstrumente spielt. Die Musik ist etwas experimentell, gibt aber eine schöne Untermalung zur Poesie von unseren beiden Gästen.“

Außerdem setzen Sie die Reihe „Tschechien erlesen“ fort. Welche Autoren kommen dabei in den nächsten Wochen zu Ihnen ins Haus?

Kateřina Tučková | Foto: Jana Tučková,  Tschechischer Rundfunk
„Die Reihe läuft schon seit September vergangenen Jahres. Erfreulicherweise gibt es viele neue Übersetzungen aus dem Tschechischen, sodass wir nur einen kleinen Teil davon vorstellen können. Wir werden in den nächsten Wochen unter anderem Kateřina Tučková zu Gast bei uns haben. Sie wird am 13. März die Übersetzung von ‚Vyhnání Gerty Schnirch‘ vorstellen. Der deutsche Titel ist etwas anders und heißt ‚Gerta. Das deutsche Mädchen‘. Dann kommt am 25. März Jiří Hajíček zu uns. Er stellt dabei seinen Erzählband vor, der auf Deutsch unter dem Titel ‚Dann blühen die Gräser‘ erschienen ist. Das Buch umfasst drei Kurzerzählungen von Hajíček. Und um noch eine dritte Lesung zu nennen: Am 1. April werden wir Jaroslav Rudiš und Martin Becker begrüßen können, die sich beide wieder gegenseitig moderieren werden. Und vor allem haben beide jeweils ein neues Buch im Gepäck. Jaroslav Rudiš wird aus seinem Roman ‚Winterbergs letzte Reise‘ lesen, und Martin Becker aus seinen Erzählungen und Essays ‚Warten auf Kafka‘.“

„Erfreulicherweise gibt es viele neue Übersetzungen aus dem Tschechischen, sodass wir nur einen kleinen Teil davon vorstellen können.“

Neben den Literaten und Literatinnen stellen Sie aber auch die Arbeit derjenigen vor, die die ganzen Texte übersetzen. Und zwar am 27. März. Was erwartet da die Besucher?

„Am 27. März werden wir mehrere Übersetzer und Übersetzerinnen bei uns zu Gast haben. Das sin Kathrin Janka, Mirko Kraetsch, Martina Lisa aus Deutschland, und zu ihnen stößt dann noch der tschechische Übersetzer und Dichter Pavel Novotný. Sie alle sind durch das Projekt ‚VERSschmuggel‘ miteinander verbunden. Unter diesem Titel fand im vergangenen Jahr ein großer Übersetzungs-Workshop des Poesiefestivals und des Hauses für Poesie statt. Dort fanden sich jeweils tschechisch-deutsche Dichterpaare zusammen. Und die Übersetzer haben ihnen bei den Linearübersetzungen geholfen und beim kreativen Austausch der beiden Dichter, die sich jeweils nachgedichtet haben, vermittelt. Von dieser überaus spannenden und anregenden Arbeit werden die vier Gäste sprechen. Es geht also insbesondere um Poesieübersetzungen, wobei sie alle aber auch mit der Übertragung von Prosa Erfahrungen haben.“

Ondřej Anděra  (Foto: ČT24)
Wir verlassen das Feld der Literatur. Am 14. März kommt der Politologe Jakub Eberle zu einem Vortrag und einer Diskussion nach Berlin. Worum geht es dabei?

„Das ist eine Veranstaltung in unserer Reihe ‚Science Café‘ in tschechischer Sprache. Jakub Eberle wird über die Rolle von Deutschland im mitteleuropäischen Kontext sprechen. Dabei erläutert er seine tschechische Sicht auf das Nachbarland. Zunächst gibt Eberle eine Einführung, danach diskutiert er zusammen mit dem Direktor unseres Zentrums, Tomáš Sacher, sowie dem Publikum und beantwortet dabei Fragen.“

Außerdem gibt es noch Musik. Und zwar hat das Elektroprojekt WWW ein neues Album herausgebracht. Vielleicht können Sie die Musiker ein bisschen vorstellen…

„Wir haben WWW gerade im März eingeladen, weil die Texte ein wichtiger Bestandteil dieses musikalischen Projektes sind.“

„Sie machen experimentelle elektronische Musik und sind zu dritt. Das sind der Frontman Ondřej Anděra und seine Frau Milesa Zrnić Anděra, die eine metallische Stimme hat. Und sie arbeiten zusammen mit Lubomír Typlt, der bekannt ist zum einen als bildender Künstler, und zum anderen derjenige ist, der die Texte für das Projekt schreibt. Wir haben uns entschlossen, sie gerade im März einzuladen, wenn die Literatur bei uns im Mittelpunkt steht, weil die Texte ein wichtiger Bestandteil dieses musikalischen Projektes sind. Deswegen sind auch einige der Texte ins Deutsche übersetzt. Wir werden zu Beginn einen Videoclip mit deutscher Übersetzung zeigen, und man wird auch die Möglichkeit haben, den deutschen Texten zu folgen.“

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen