Geburtstags-Ausstellung

Ausstellung Flucht und Exil, Foto:CTK

Seit nun 50 Jahren besteht das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, kurz UNHCR. In dieser Zeit hat es mehr als 50 Millionen Flüchtlingen geholfen und ist dafür zweimal mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Zu seinem 50jährigen Bestehen ist nun in der Prager Burg eine Ausstellung zu dem Thema "Flucht und Exil" zu sehen. Melanie Thun war dort.

Ausstellung Flucht und Exil,  Foto:CTK
Bremsen quietschen laut, man hört Schritte, Kinder schreien und alle sprechen in einer völlig fremden Sprache - so etwa muss es Flüchtlingen gehen, wenn sie auf einmal in einem völlig fremden Land sind. Eine Video-Installation, mit der die Ausstellung beginnt, versucht den Besucher just in diese Situation zu bringen, der schon vor Jahrhunderten Menschen ausgesetzt waren.

Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies von dem deutschen Maler Johann Carl Loth - mit diesem Gemälde beginnt dann der visuelle Teil der Ausstellung. Vor dem Gemälde befindet sich eine Fotografie, die die Universalität von Flucht verdeutlicht. Eine Schlange von Menschen flüchtet auf Bahnschienen in ein anderes Land: So geschehen im Kosovo 1999. Doch auch die tschechische Geschichte ist nicht frei von Flucht und Exil - ein Grund, weshalb die Tschechische Republik einen geeigneten Rahmen für diese Ausstellung bildet. Vor fast vierhundert Jahren musste der Pädagoge Johann Amos Comenius wie 100 000 andere Menschen seine Gemeinde verlassen - nach der Schlacht am Weißen Berg. Auch davon zeugt die Ausstellung mit Gemälden von tschechischen Künstlern wie Jaroslav Èermák, Mikolas Ales und Alfons Mucha. Vor den Bildern finden sich immer wieder Fotografien, die verdeutlichen, dass Flucht jeden in jeder Zeit und an jedem Ort treffen kann. So sieht man weinende Frauen aus Äthiopien, Flüchtlingstrecks in Afghanistan und Menschen aus Ruanda, die an der Cholera gestorben sind.

Jean-Claude Concolato vom UNHCR in Prag über das 50jährige Bestehen:

"Das einzige, was ich sagen kann, ist, daß wir mehr als 50 Jahre lang unser Bestes getan haben, um das Leiden zu schmälern. Wir haben geholfen, eine ziemlich große Anzahl von Leben zu retten. Aber es wäre besser gewesen, überhaupt nicht intervenieren zu müssen."

Neben 60 Bildern von Künstlern wie Pablo Picasso, Lucas Cranach und Henry Moore und zahllosen Fotografien erinnert auch die installierte Wartehalle eines Bahnhofs an Flucht und Exil. Koffer stehen rum, ein Fahrplan ist gespickt mit Bildern von Flüchtlingen, Schließfächer warten auf Inhalt. Dort kann der Besucher seine Gedanken und Eindrücke niederschreiben - ebenso wie ein Flüchtling oft nur sein Gedächtnis, seine Erinnerung mitnehmen kann. 50 Jahre Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, eine Institution, die vermutlich auch noch in 50 Jahren helfen wird und muss. Jean-Claude Concolato dazu:

"Wir haben nicht gelernt, Geschichte zu machen, ohne Opfer und auch Flüchtlinge hervorzubringen. Und was die menschliche Spezies lernen sollte, ist, Geschichte ohne Flüchtlinge zu machen. Eine harte Aufgabe."

Autor: Melanie Thun
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