Gedenken an schweres Zugunglück - ein Jahr später noch niemand verurteilt
Vor einem Jahr kam es im nordmährischen Ort Studénka / Stauding zu einem tragischen Zugunglück. Acht Menschen starben und 93 wurden verletzt. Eine Brücke, die ausgebessert wurde, war schlecht gesichert und stürzte auf die Gleise unmittelbar vor dem Eurocity-Zug aus Krakau nach Prag. Der Zug raste in die Brückenteile und entgleiste. Bis heute sind die Schuldigen für den Brückeneinsturz und das nachfolgende Unglück nicht gefunden worden. Am Samstag trafen sich nun Überlebende und ihre Helfer, um an das tragische Ereignis zu erinnern.
„Es ist, als wäre es gestern gewesen. Die Gedanken kommen immer wieder. Es fällt mir schwer darüber zu sprechen, aber die wenigen Sekunden vor dem Zusammenprall werde ich wohl nie aus meinem Gedächtnis löschen können. Die Psyche, die man als Zugführer braucht, die habe ich verloren. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nie mehr wieder einen Zug fahren werde.“
Er und die anderen Trauernden entzündeten acht Kerzen für die Toten. Unter den Toten war auch eine junge Frau aus Ostrava / Ostrau, die zu einem Rockkonzert nach Prag fuhr.
„Es ist für mich sehr schwer, da ich mich an alles erneut erinnere“, sagte Ihre Mutter gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:Belastend für Angehörige und Opfer ist zudem, dass die Schuldigen immer noch nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Gegen zwei Ingenieure der Firma Bögl & Krýsl, die die Bauarbeiten an der Brücke leiteten, wird zwar derzeit ermittelt. Sie sollen gewusst haben, dass die Statik der Brücke beschädigt war. Doch Schuldige gibt es wahrscheinlich noch mehr. Ihnen Fehler nachzuweisen, gestaltet sich indes schwierig. Insgesamt sieben Gutachten hat die Polizei bereits erstellen lassen um herauszufinden, welche Fehler bei den Ausbesserungsarbeiten entscheidend waren.
Auch die Zahlung der Entschädigungsgelder geht nur teilweise voran. Insgesamt wurden zwar über zehn Millionen Kronen (umgerechnet 380.000 Euro) gezahlt und das vor allem von der Tschechischen Bahn sowie von Bögl & Krýsl. Doch vom Auftraggeber für den Brückenbau, der Ostrauer Verkehrsbau AG, haben die Opfer und Angehörigen der Toten keine einzige Krone gesehen. Im November wolle man mit den Entschädigungszahlungen beginnen, hieß es dazu aus dem Unternehmen.