Gedenkstunde aus aktuellem Anlass

Gedenkstunde in der Prager Pinkas Synagoge (Foto: CTK)
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Wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten, hat aus aktuellem Anlass eine Feierstunde vor der Prager Pinkas Synagoge stattgefunden, bei der eine Gedenktafel enthüllt worden ist. Diese soll an Tschechen erinnern, die während des Zweiten Weltkrieges jüdische Mitbürger vor den Nazis versteckt hatten. Mehr von Jitka Mladkova:

Gedenkstunde in der Prager Pinkas Synagoge  (Foto: CTK)
Zum Großteil handelte es sich um kleine jüdische Kinder, die gerettet werden konnten. Unter den Gästen war auch der israelische Botschafter Arthur Avnon.

In einer kurzen Ansprache wandte er sich an die anwesenden einst geretteten Kinder in einem persönlichen Ton:

"Sie sind hier unter uns. Bei verschiedenen Treffen in der israelischen Botschaft und anderen Gelegenheiten habe ich einige von Ihnen persönlich kennen gelernt, leider nicht so viele, wie ich es mir gewünscht hätte. Diejenigen, denen ich begegnet bin, wissen, dass ich zu ihnen ein besonders Verhältnis habe. Nicht etwa, weil ich Botschafter des Staates Israel bin. Mein Name ist Arthur, und auf diesen Namen haben mich meine Eltern getauft, weil dies der Name eines Mannes ist, der sie seinerzeit in Rumänien gerettet hatte."

Arthur Avnon in der Prager Pinkas Synagoge  (Foto: CTK)
Wie war es überhaupt möglich, dass jüdische Kinder vor Transporten gerettet werden konnten? Dazu Jana Draska, die selbst als kleines Kind der Deportation entkommen konnte und heute die Organisation Ukryvane dite/Verstecktes Kind vertritt:

"Wenn jüdische Eltern vor die Tatsache gestellt wurden, in den Transport zu gehen, versuchten sie ihre Kinder zu retten. Man musste behaupten, dass sie gestorben bzw. verloren gegangen seien. Dabei halfen Ärzte, die Todesscheine ausgestellt hatten. Die Eltern kamen dann auf den Sammelplatz ohne ihre Kinder, und für diese musste ein Versteck gefunden werden, entweder bei Bekannten, die Christen waren, oder auf irgendeinem Wege mittels illegaler Organisationen. Unter den Widerstandskämpfern gab es z.B. auch ein paar junge Kommunisten, vor allem aber viele evangelische Pfarrer oder Mitglieder katholischer Klöster, die u. a. auch jüdische Kinder retteten."

Das Risiko für diese Leute war extrem groß. Zu einer Zeit, in der das Kriegsrecht galt, riskierten sie nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben der ganzen Familie. Diesem Risiko setzte sich z.B. die Familie von Jana Smidova, deren Mutter ein jüdisches Kind - damals Nada Franklova - unter ihren Schutz nahm. Beide Mädchen, damals um die vier Jahre alt, haben miteinander gespielt und natürlich nicht geahnt, was rings um sie vor sich ging. Jana Smidova erinnert sich, was ihr ihre Mutter später erzählt hat:

Gedenkstunde in der Prager Pinkas Synagoge  (Foto: CTK)
"Für meine Mutter war es eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich der kleinen Nadenka angenommen hatte, um sie zu retten und für den Fall, dass ihre nach Theresienstadt deportierten Eltern nicht zurückkehren sollten, wollte sie die Nada groß ziehen, als ob sie unsere eigene Schwester wäre."

Die Eltern des kleinen jüdischen Mädchens, für das die tschechische Familie mehrere Verstecke während des Krieges finden musste, sind zum Glück aus Theresienstadt zurückgekehrt, und die Familie vom Jana Smidova blieb noch lange Jahre mit ihnen in Verbindung.