Gefahr von Wirtschaftskriminalität in Tschechien in der Krise gestiegen

Alle zwei Jahre veröffentlichten die Unternehmensberater von PricewaterhouseCoopers eine Studie zur Wirtschaftskriminalität. Für die aktuelle Studie wurden 3000 Firmen in 54 Staaten der Welt befragt, darunter auch Tschechien. Die Erhebung wurde in den vergangenen zwölf Monaten gemacht und war stark von der Wirtschaftskrise beeinflusst. Wie hängen Wirtschaftskrise und Wirtschaftskriminalität miteinander zusammen und was sagt die Studie über Tschechien? Dazu Sirshar Qureshi von PricewaterhouseCoopers.

Herr Qureshi, PricewaterhouseCoopers hat in einer Studie erforscht, wie die Wirtschaftskrise sich auf die Wirtschaftskriminalität ausgewirkt hat – weltweit und für Tschechien. Was sind die Ergebnisse?

„Das Hauptergebnis für Tschechien ist: Fast ein Viertel der Firmen, die wir befragt haben, sind Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Das entspricht auch dem weltweiten Trend von etwa einem Viertel. Ziemlich interessant für uns war der Umstand, dass mehr als die Hälfte der Respondenten sagten, sie hätten die Verbrechen nur zufällig aufgedeckt. Das sagt mir von meinen Erfahrungen mit dem tschechischen Markt und dem Markt in Ostmitteleuropa, dass die wahre Zahl höher liegen muss. Viele Straftaten dürften nicht aufgedeckt worden sein.“

Gibt es denn angesichts der Wirtschaftskrise ein größeres Risiko für Wirtschaftsverbrechen?

„Sicher, eine ganze Reihe von Unternehmen hat das Gefühl. dass in Zeiten der Krise die Kriminalität zunimmt. Dahinter steht der zunehmende Druck auf das Management und die Arbeiter. Zum einen ist das der Druck auf die Angestellten, bestimmte Ergebnisse zu erzielen, zum anderen die Angst davor, die Arbeit zu verlieren. Das sind die Gründe für bestimmte Straftaten wie die Veruntreuung von Kapital oder die Fälschung von Firmenergebnissen. Dazu gehört auch die Bestechung von Staatsbeamten oder anderer Beteiligter, um Aufträge und damit Arbeit zu bekommen. Es herrscht das Gefühl vor, dass die Konkurrenz das genauso macht. “

Haben Sie Zahlen über die Höhe der Verbrechenssummen?

„Die Kosten von Wirtschaftskriminalität können leider nicht voll beziffert werden. Wir können aufgrund der Rückantworten nur sagen, dass zehn Prozent der betroffenen tschechischen Firmen einen unmittelbaren Schaden von über einer Million Dollar hatten, das sind mehr als 17 Millionen Kronen. Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Mehr Kosten entstehen durch den Einfluss auf die Belegschaft und die Geschäftspartner. Zudem geht Geld und Zeit verloren, um die Vorfälle aufzudecken. Sicher reichen solche Zahlen aber aus, um die Firmen zu mehr Anstrengungen im Bereich Prävention zu bewegen - besonders in schweren Zeiten für Firmen, denn jede Krone ist wichtig.“