Tschechische Firmen und der Green Deal
Der Green Deal, also das EU-Abkommen zu einer klimafreundlichen Politik, war im Wahlkampf der Europawahl eines der umstrittensten Themen. Die Unternehmen in Tschechien sind aber schon längst dabei, ihn umzusetzen.
„Man kann nicht in einer Fabrikhalle mit 40 Grad Celsius oder mehr arbeiten“, sagt Michal Kadera aus der Unternehmensführung von Škoda Auto. Damit gibt er ein Beispiel, wie sich der Klimawandel auf die Automobilindustrie in Tschechien auswirkt. Mit solchen direkten Effekten wisse man sich zwar zu helfen, betont der Leiter der Pressearbeit bei Škoda und fährt fort:
„Es ist aber eher die Frage, was die globale Erwärmung mit der ganzen Gesellschaft macht und mit dem gesamten Ökosystem der Welt. Aus unserer Sicht handelt es sich dabei um eine wirklich riesige Gefahr mit sozialem, wirtschaftlichem und ökologischem Ausmaß, der wir uns gemeinsam entgegenstellen müssen.“
Darum unterstützt die Firma Škoda laut Kadera die Grundlagen des Green Deals, etwa die geforderte Senkung der Treibhausgasemissionen, damit die Europäische Union bis 2050 klimaneutral sein kann. Eine ähnliche Haltung nehme die Unternehmensleitung der Brauerei Pilsner Urquell ein, sagt ihr Nachhaltigkeitsmanager Ivan Tučník:
„Die Diskussion wird in letzter Zeit sehr ideologisch geführt. Wir erkennen aber an, dass der Klimawandel stattfindet und etwas dagegen getan werden muss. Einige der schlimmsten Folgen kann man durchaus noch abmildern. Trotzdem wird die Welt nicht mehr die gleiche sein, wie wir sie bisher kannten. Also müssen wir uns an die neuen Bedingungen anpassen.“
Beide Aspekte, also die Adaptation und die Bemühungen zur Abmilderung des Klimawandels, sind die zentralen Anliegen des europäischen Green Deals. Dazu dienen zahlreiche Einzelmaßnahmen. Einige davon würden den tschechischen Unternehmen mitunter zu schaffen machen, bemerkt Tučník:
„Eine ist etwa die Art der Erhebung, wieviel Recyclingmaterial in Plastikverpackungen enthalten ist. Die Vorgabe sind mindestens 55 Prozent. Wir haben schon deutlich höhere Werte, allerdings nur im Gesamtdurchschnitt. Die Vorschrift gilt aber für jeden Verpackungstyp, und bei uns gibt es noch Sorten, für die wir bisher keine Lösung zur Hinzunahme von Recyclingstoffen finden konnten – zum Beispiel bei den Kappen für die Fässer.“
Dieselbe Vorgabe zum Recyclinganteil bereitet auch Michal Kadera Kopfzerbrechen. Seiner Ansicht nach gibt es noch mehr Verordnungen, die wenig effektiv sind und dem Sinn des Green Deals eher entgegenwirken:
„Wir sollten bei einigen der Vorschläge und Rechtsvorschriften sehr kritisch prüfen, ob sie wirklich notwendig sind – ob sie vernünftig und richtig sind im Kontext der globalen Konkurrenzfähigkeit, und ob sie uns ans Ziel führen. Falls sie sich als eher überflüssig herausstellen, heißt das ja noch nicht, dass wir uns um ihren Inhalt nicht kümmern wollen. Aber erst einmal sollten wir die wichtigsten Prioritäten erfüllen.“
Dann könne man sich immer noch dem Rest widmen, fügt der PR-Leiter von Škoda an. Und er betont, dass er keine der Ideen im Green Deal für wirklich schlecht halte. Es gehe nur darum, dass zu viele Vorschriften den Weg zum Ziel eher verlängern, so Kadera.
Dies sei eine weit verbreitete Auffassung bei Vertretern der tschechischen Wirtschaft, kommentiert Mats Braun. Der Direktor des Prager Instituts für internationale Beziehungen (ÚMV) sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Eine Menge Branchen unterstützen seit langem die Transformation. Für die Firmen ist wichtig, dass alle die gleichen gerechten Bedingungen haben. Was sie aber nicht wollen, ist ein Mikromanagement, das zu sehr in die Zusammensetzung ihrer Produkte eingreift.“