Energieriesen, Immobilienhaie, Hundefutterproduzenten: Das sind Tschechiens wertvollste Firmen

AKW Temelín, betrieben von ČEZ

Das Nachrichtenportal Seznam Zprávy hat am Montag eine Liste der 100 wertvollsten tschechischen Unternehmen veröffentlicht. In dem Ranking finden sich viele alte Bekannte. Es stehen aber auch die Namen eher unscheinbarer Firmen auf der Liste, die etwa Hundefutter produzieren oder Schrott verarbeiten.

Illustrationsfoto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

ČEZ, EPH und Agrofert – das sind derzeit die wertvollsten tschechischen Unternehmen. Zu diesem Schluss ist das Nachrichtenportal Seznam Zprávy gekommen, das gemeinsam mit dem Unternehmensberater Deloitte eine entsprechende Erhebung gestartet hat. Ziel war es, die 100 wertvollsten Firmen des Landes aufzulisten. Jiří Nádoba von Seznam Zprávy hat an der Studie mitgearbeitet. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte er das Vorgehen seines Teams:

„In der engeren Auswahl waren 200 Firmen, von denen wir wussten, dass sie zu den größten gehören. Anschließend haben wir 100 ausgewählt. Wir sind dabei vom geschätzten Marktpreis ausgegangen. Das ist die Summe, die der Besitzer für seinen Konzern bekommen würde, so er ihn denn zum Verkauf anbieten würde.“

Der geschätzte Marktpreis eines Unternehmens wird oft herangezogen, wenn Firmen miteinander verglichen werden oder Banken und Börsen ihre Einschätzungen abgeben. Laut Nádoba ist die Auflistung von Seznam Zprávy die erste derart systematische Erhebung in Tschechien. Aber wann genau galt für die Macher eine Firma als tschechisch?

„Das waren für uns Unternehmen, in denen ein tschechischer Staatsbürger oder der Staat entscheidenden Einfluss hat.“

Daniel Křetínský | Foto: Archiv EPH

Eine Firma, die zum Teil dem Staat gehört, nimmt dann auch den ersten Platz ein, der Energiekonzern ČEZ nämlich. Dahinter reiht sich auf Platz zwei die Energieversorgergruppe EPH des Milliardärs Daniel Křetínský ein. Dass gerade Firmen aus dieser Branche das Ranking anführen, dürfe nicht überraschen, meint Nádoba:

„Insgesamt finden sich zehn Energiekonzerne in der Liste. Den Stromproduzenten sowie den Betreibern von Tagebauten und Heizkraftwerken geht es aktuell außerordentlich gut. Wir haben die Zahlen vom letzten Jahr herangezogen. Die Energiekosten waren damals sehr hoch – und das sind sie auch heute noch. Das spielt diesem Industriezweig natürlich in die Karten.“

Andrej Babiš | Foto: Martin Vaniš,  Radio Prague International

Die Liste von Seznam Zprávy führt nicht nur die Namen der ausgewählten Firmen auf, sondern auch die der Hauptanteilseigner. Bei einem Blick darauf stößt man auf das Who is who der tschechischen Superreichen. So wird auf Platz drei die Agrofert-Gruppe von Ex-Premier und Ano-Parteichef Andrej Babiš genannt. Auch die Firmen der Unternehmerwitwe Renáta Kellnerová, die laut dem Magazin Forbes derzeit die reichste Tschechin ist, sind in der Liste vertreten. Nicht fehlen dürfen ebenso die Konzerne des Milliardärs Karel Komárek oder die Firma des Immobilienmoguls Radovan Vítek.

Es gebe in der Top 100 aber auch zahlreiche Unternehmen, die eher überraschen würden, meint Jiří Nádoba:

Renata Kellnerová | Foto: PPF-Unternehmensverzeichnis

„Es finden sich dort mehrere Unternehmen, die in Bereichen aktiv sind, die man wohl gar nicht auf dem Schirm hat. Zu den 100 wertvollsten Unternehmen zählen etwa eine Firma, die Schrott verarbeitet, des Weiteren ein Konzern, der Hundefutter herstellt, oder ein Unternehmen, das Arbeitskleidung produziert. Wir sind außerdem auf eine Firma gestoßen, die bisher in derartigen Auflistungen noch nie genannt wurde. Sie heißt BTL, stellt medizinische Apparate her und hat damit großen Erfolg.“

Nicht bewusst sei seinem Team auch oft der Wert der einzelnen Unternehmen gewesen, so der Wirtschaftsjournalist:

„Das abschließende Ergebnis hat uns wirklich überrascht. Denn bei allen Firmen in der Top 100 haben unsere Berechnungen einen Wert von mindestens zwei Milliarden Kronen ergeben. Das heißt, dass es in Tschechien mindestens 100 Firmen gibt, die für diese Summe verkauft werden könnten.“

Seznam.cz | Foto: Tschechisches Fernsehen,  ČT24

Zwei Milliarden Kronen, das sind umgerechnet über 80 Millionen Euro. Und insgesamt hätten die 100 wertvollsten Unternehmen Tschechiens einen angenommen Wert von zwei Billionen Kronen, also 81,6 Milliarden Euro, so Jiří Nádoba.

„Seine“ Firma, also das Unternehmen Seznam.cz, das unter anderem das Nachrichtenportal Seznam Zprávy betreibt, wird in der Auflistung übrigens auf Platz 20 angeführt, mit einem angenommenen Wert von 20 Milliarden Kronen (816 Millionen Euro).

Autoren: Ferdinand Hauser , Pavlína Nečásková
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