Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks. Digitalisierung ist Chance für Radio Prag

Peter Duhan

Der öffentlich-rechlichte Tschechische Rundfunk hat Ende Juli einen neuen Chef bekommen. Der bisherige Interimsdirektor, Peter Duhan, wurde zum neuen Generaldirektor des Český rozhlas gewählt. Bei diesem Anlass hat er das Konzept der Inlandsendungen für die Zukunft vorgestellt. Radio Prag nimmt im Tschechischen Rundfunk aber eine Sonderstellung ein und auch über die Rolle und Stellung des Auslandssenders sowie die jüngsten Ereignisse bei Radio Prag hat Duhan gesprochen. Dabei erwähnt er auch ein ungünstiges Erbe der Vergangenheit.

Peter Duhan
„Die Auslandssendungen haben eine etwas problematische Stellung. Als ich Anfang der 90er Jahre die Funktion des Zentraldirektors des Tschechoslowakischen Rundfunks innehatte, waren die Auslandssendungen ein integraler Bestandteil des Senders und wurden vom Tschechoslowakischen Rundfunk betrieben. Nach 1993 wurde eine – meiner Meinung nach falsche – Entscheidung getroffen: Die Auslandssendungen wurden Bestandteil der Politik des Außenministeriums. Seitdem werden sie aus dem Haushalt des Außenministeriums, das heißt aus dem Staatshaushalt finanziert. Dies wäre in Ordnung, wenn die Haushaltsaufwendungen für die Sendungen stabil wären und nicht Schwankungen und Kürzungen unterliegen würden. Sie wissen das ja sehr gut und haben es in ihren Redaktionen gespürt, dass es aufgrund der Entscheidung des Außenministeriums zu einer sehr massiven Haushaltskürzung gekommen ist. Dies hat Radio Prag das Wichtigste gekostet: Die Kurzwellenübertragung wurde eingestellt und es ist zu einem Internetprodukt geworden. Radio bedeutet für mich aber immer noch terrestrische beziehungsweise digitale Sendungen, und das Internet betrachte ich als Ergänzung. Hier wurden die Auslandssendungen deutlich beschnitten.“

Was bedeutet die Wahl des neuen Generaldirektors des Tschechischen Rundfunks für Radio Prag? Kann er aus seiner Position die Rückkehr der Sendungen zur Kurzwelle bewirken? Danach haben gleich mehrere Hörer gefragt, die die Kurzwellensendungen vermissen. Peter Duhan sieht aber eher in der Digitalisierung eine Chance:

„Ich bin skeptisch bei dieser Frage, weil ich glaube, dass eine Rückkehr auf Kurzwelle nicht mehr möglich ist. Erst nachdem die Sendungen vollständig digitalisiert sind, kann man die Lage irgendwie lösen.“

Die erfolgte Abschaltung der Kurzwellensender hält Peter Duhan für unglücklich:

„Das war ein Fehler, wenn wir den Sinn der Auslandssendungen betrachten, nämlich für Landsleute über Tschechien zu senden. Aber nicht nur die tschechischen Landsleute, auch Botschaften, Auslandsjournalisten, zahlreiche Deutsche, Franzosen, Österreicher und Andere hören die Auslandsendungen des Tschechischen Rundfunks. Es bringt ihnen viel Nutzen, es ist ein sehr wichtiger Informationskanal über die Tschechische Republik, über ihre Wirtschaft, ihre Politik und ihre Kultur. Die Auslandssendungen haben meiner Meinung nach eine unersetzliche Funktion, und dass, obwohl Radio Prag derzeit so beschnitten ist. Ich glaube an die technische und technologische Entwicklung und erwarte, dass Radio Prag mit dem Übergang zur Digitalübertragung aus dieser unglücklichen Lage herauskommt.“