Glasspirale mit Meeresblick: Der tschechische Pavillon bei der Expo in Osaka

Erstmals seit 25 Jahren hat Tschechien wieder den Entwurf seines Pavillons bei einer Weltausstellung in einem öffentlichen Wettbewerb ausgesucht. Geplant ist, dass sich das Land 2025 in Osaka mit einer originellen Konstruktion aus böhmischem Glas präsentiert.

Foto: © MZV ČR/ MFA CZ

Die Expo sei weltweit die größte Marketingaktion, und sie biete Tschechien die Möglichkeit, sich im besten Licht zu präsentieren – dies sagte der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) am Donnerstag vergangener Woche. Anlass war die Unterzeichnung des Vertrags zum Bau des Pavillons für die nächste Weltausstellung. Sie findet 2025 im japanischen Osaka statt. Ondřej Soška ist Generalkonsul für die tschechische Beteiligung an der Expo:

„Der Pavillon ist als Spirale aus Kristallglas designt. Diese soll die Vitalität des Lebens zeigen. Das Projekt wurde in einem Architekturwettbewerb ausgesucht, für den wir 38 Vorschläge erhalten haben, was eine großartige Beteiligung bedeutet.“

Ondřej Soška | Foto: LinkedIn von Ondřej Soška

Der frühere Prager Oberbürgermeister Jan Kasl ist Vorsitzender der tschechischen Architektenkammer und gehörte der Jury an für den Expo-Pavillon. Im Interview für Radio Prag International sagte er:

„Der offene architektonische Wettbewerb mit einer Runde wurde im vergangenen Jahr ausgeschrieben. Generalkommissar Ondřej Soška hatte diesen Vorschlag gemacht, sodass erstmals nach 25 Jahren der Bau eines tschechischen Pavillons nicht mehr direkt an ein Architekturbüro vergeben wurde. Letztmals geschah dies in Vorbereitung auf die Expo 2000 in Hannover. Die Architektenkammer hat die Entscheidung sehr begrüßt. Die Ausschreibung war international, und die Projekte wurden ohne Namen eingereicht. Wir wussten also nicht, welches Büro hinter dem siegreichen Vorschlag stand.“

Foto: Apropos Architects

Den Zuschlag für den Bau des Pavillons erhielt das tschechische Architekturbüro Apropos Architects, das außer in Prag auch noch in Zürich und Den Haag sitzt.

Jan Kasl | Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

„Es war zwar keine Bedingung, aber eine unserer Empfehlungen lautete: Der Pavillon sollte sich wieder abbauen und idealerweise zurücktransportieren lassen, sodass man ihn dann in Tschechien nutzen kann. Und genau dies gewährleistet der Pavillon von Apropos Architects. Gefordert war daher eine Holzkonstruktion, was auch 95 Prozent der eingereichten Vorschläge erfüllt haben. Die Frage der Verkleidung wurde aber jeweils anders gelöst: Zum Teil war Holz eingeplant, bei anderen aber auch Membran-Materialien oder eben Glas. Bei Letzterem ging jedoch kein Konzept so weit wie das der siegreichen Bewerbung. Dieser Pavillon soll nämlich vom Boden bis zum Dach in Glas gekleidet sein. Dazu sollen Paneele dienen, die auch die tschechische Glasbläser-Kunst und Tradition illustrieren“, so Jan Kasl.

Konkret ist eine Doppel- oder Dreifachverglasung geplant. Die Paneele sollen im Sinterverfahren hergestellt werden, und die äußeren Scheiben werden dabei verziert.

Anknüpfen an frühere Erfolge

Foto: © MZV ČR/ MFA CZ

Mit dem Zuschnitt des Pavillons für die Expo 2025 will Apropos Architects an frühere tschechische Teilnahmen an Weltausstellungen anknüpfen. Dies erläuterte der Geschäftsführer des Architekturbüros, Michal Gabaš:

„Wir nutzen die Glasfassade, um an die tschechoslowakischen Pavillons zu erinnern, die in früheren Zeiten erfolgreich waren. Der Bau von 1958 in Brüssel hatte eine solche Fassade, und bei jenem von 1970 in Osaka wurde ebenso mit Tageslicht gearbeitet. Zudem repräsentiert das Glas einen wichtigen Industriezweig in Nordböhmen.“

Auf den Bildern des künftigen Pavillons von Apropos Architects ist als Innenraum eine Art Manege zu sehen. Die Autoren selbst bezeichnen diese als Auditorium. Um sie herum läuft als konzentrische Spirale der mit Glas verkleidete Wandelgang beziehungsweise die Rampe nach oben. Nach vier Umdrehungen kommt man ins Freie auf eine Terrasse. So jedenfalls zeigt es die Visualisierung des Projekts. Michal Gabaš nennt die Parameter dazu:

„Im Herzen des Pavillons befindet sich das Auditorium, mit einem Innendurchmesser von 15,5 Metern und einem Außendurchmesser von 19 Metern. Drumherum verläuft die Spirale. Der Pavillon ist zwölf Meter hoch, was die Vorgabe der Organisatoren war. Das Gebäude hat also die Maße von zwölf mal 20 Meter.“

Foto: Apropos Architects

Gerade die Spiralform soll dabei an das Motto der Expo in Osaka anknüpfen. Dieses lautet „Designing Future Society for Our Lives“, also in etwa „Entwurf einer zukünftigen Gesellschaft für unser Leben“

„Die Spirale des Pavillons steht für den Lebensweg und das Wachsen. Und ganz im Sinne des Wortes wird die Vitalität jedes Besuchers dadurch gefördert, dass man nach oben gehen muss und sich dabei ein bisschen anstrengt“, so Gabaš.

Plattform kluger Ideen

Zur Expo in Osaka werden über 28 Millionen Besucher erwartet. Rund 85 Prozent von ihnen dürften aus dem Veranstalterland selbst kommen. Deswegen machen sich die tschechischen Verantwortlichen derzeit Gedanken darüber, was Japaner am meisten interessieren könnte. Schließlich wird es in nächster Zeit darum gehen, für den Pavillon ein abwechslungsreiches Programm und eine interessante Ausstellung zusammenzustellen. Außenminister Lipavský sprach bei der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag eher allgemein über den Zuschnitt des tschechischen Auftritts in Osaka:

„Auf der Expo werden sich tschechische Firmen und Hochschulinstitutionen präsentieren. So können wir einem breiten Publikum zeigen, wofür Tschechien steht, welches Potenzial unser Land hat und was sich am besten hierzulande herstellen und erdenken lässt. Wichtig wird dabei die Zusammenarbeit der Universitäten im Bereich Forschung und Entwicklung sein. Auf diese Weise fördern wir auch Tschechien als Touristenziel. Und nicht zuletzt wollen wir uns mit tschechischer Kultur präsentieren. Unsere klassische Musik wird in Japan sehr geschätzt, aber auch eine ganze Reihe weiterer kultureller Objekte wird Raum erhalten.“

Bei der Unterzeichnung des Vertrags für den tschechischen Pavillon war auch der japanische Botschafter in Prag, Hideo Suzuki, zugegen. Gegenüber Radio Prag International erläuterte er das Ziel der Weltausstellung in seiner Heimat:

„Die Expo in Osaka wird so etwas wie ein Brutkasten, eine Plattform sein. Dabei kommen alle klugen Menschen zusammen, um die Ideen, Innovationen und Lösungen für unterschiedliche globale Probleme auf ein neues Level zu heben. Da geht es um Klimawandel, Armut und Nahrungsmittelsicherheit. Gastgeber der Weltausstellung zu sein, macht uns stolz und gibt uns eine Art Mission, die Innovationen für das menschliche Leben anzuführen.“

Botschafter Suzuki hat auch schon einen Blick auf den Entwurf für den tschechischen Pavillon geworfen…

„Ich mag besonders das Design der ansteigenden Spirale. Manchmal ist man als Mensch deprimiert. Wenn man aber den Pavillon sieht, hebt dies die Stimmung. Und letztlich ist auch eine gewisse Geisteshaltung nötig, um die Wirtschaft anzutreiben und die Menschen zu mehr Investitionen in die Zukunft zu motivieren. Das ist meiner Meinung nach die Botschaft des tschechischen Pavillons“, so Suzuki.

Allerdings muss nun erst einmal die Genehmigung der japanischen Behörden eingeholt werden, um den Pavillon auch bauen zu können. In jedem Fall habe sich Tschechien einen attraktiven Platz auf dem Veranstaltungsgelände gesichert, findet Architekt Kasl:

„Das wird unglaublich. Wir sind an einem wunderschönen Ort am Meer auf einer künstlichen Insel. Links neben uns wird sich der Pavillon der Kreativität befinden. Wem der Pavillon rechts gehören wird, weiß ich allerdings noch nicht. Aber von unserm Gebäude geht der Blick auf die Strandpromenade und das Meer.“

Foto: Apropos Architects

Die Expo in Osaka eröffnet in zwei Jahren: konkret am 13. April 2025.

Autoren: Till Janzer , Tom McEnchroe , Olga Vasinkevich
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