Glühend und glitzernd: Glas-Handwerk in Tschechien ist Unesco-Weltkulturerbe

Insgesamt neun Eintragungen hat Tschechien mittlerweile in der Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco. Denn am Mittwoch wurden die traditionellen Glas-Handwerkstechniken in sechs europäischen Ländern neu zur schützenswerten Tradition von globaler Bedeutung erklärt.

Mit großer Begeisterung haben Vertreter der Glasunternehmen aus der Gegend um Liberec / Reichenberg und die Mitarbeiter des Museums für Glas und Bijouterie in Jablonec nad Nisou / Gablonz die Eintragung in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes gefeiert. Er sehe dies hauptsächlich als Anerkennung dessen, was sie machten, ergänzte Ladislav Ševčík, Vertreter eines der Glasunternehmen aus der nordböhmischen Region.

Leon Jakimič | Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Leon Jakimič, Gründer des Glas- und Designunternehmens Lasvit, kommentierte die Eintragung ähnlich enthusiastisch.

„Ich würde sie mit dem Gewinn des Oscars für einen tschechischen Film vergleichen. Der Eintrag bringt Prestige, was sich dann auch im Geschäft widerspiegeln wird. Die Kunden in der ganzen Welt werden sehen, dass es hier nicht nur hervorragende Hüttenglasmacher gibt, sondern auch weitere Glasherstellungstechnologien, und außerdem noch Design. Das findet man auf diese Weise sonst nirgendwo auf der Welt. “

Foto: Lasvit

Über die Aufnahme der traditionellen Glas-Handwerkstechniken wurde bei der Tagung des Unesco-Ausschusses für immaterielles Kulturerbe am Mittwoch in Botswana entschieden. Tschechien hat gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, Finnland, Spanien und Ungarn den multinationalen Nominierungs-Antrag „Wissen, Handwerkstechniken und Kenntnisse der manuellen Glasfertigung“ gestellt. Der tschechische Teil wurde von Fachleuten im Museum für Glas und Bijouterie in Jablonec nad Nisou ausgearbeitet. Der gesamte Prozess, einschließlich der Bearbeitung und Bewertung der Nominierung, dauerte zwei Jahre, Milada Valečková leitet das Museum in der Stadt im Isergebirge:

Milada Valečková | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Für uns war es am schwierigsten, unsere Partner aus weiteren Ländern zu überzeugen, dass nicht nur die Produktion in einer Glashütte, in der durch Hineinblasen in eine Glas-Pfeife etwa Vasen und Gläser hergestellt werden, in den Antrag gebracht werden sollte, sondern auch alle weiteren Techniken. Diese gibt es in den anderen Ländern nicht, bei uns werden sie aber angewendet.“

Weitere Techniken, die nun aufgelistet wurden, sind etwa die Herstellung von geblasenen Figuren, das Gravieren, das Schleifen, die Glasmalerei oder das Pressen von Glasschmucksteinen.

Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk

Laut Valečková ist die Tradition des Glashandwerks in Tschechien immer noch sehr lebendig. Dies sei vor allem auf die Möglichkeiten der Ausbildung in dem Fach zurückzuführen, sagt sie:

„Unser großer Vorteil ist, dass es hier ein komplexes System der Glasmacherausbildung gibt, von Berufsschulen für Lehrlinge bis zu Glasateliers an Hochschulen. Auch das gibt es nirgendwo anders auf der Welt.“

Die Weihnachtsdekorationen im Dorf Poniklá | Foto: Muzeum Českého ráje v Turnově

Die Geschichte der Glasherstellung in den böhmischen Ländern reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Heutzutage wird sie vor allem in Nordböhmen gepflegt. Mehr als 5000 Glasmacher, Schleifer, Maler oder auch Bijouterie-Hersteller arbeiten derzeit in den entsprechenden Werkstätten hierzulande. Tschechisches Glas wurde bereits vor drei Jahren von der Unesco geehrt, als die Herstellung von Weihnachtsschmuck aus geblasenen Glasperlen in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen wurde.

Verbuňk | Foto: Archiv des Nationalen Instituts für Volkskultur

Die Tschechische Republik hat nun insgesamt neun Einträge in der Liste des immateriellen Weltkulturerbes. Als erstes wurde 2005 der Tanz „Verbuňk“ aufgenommen, es folgten die Faschingsumzüge, das Volksfest „Ritt der Könige“, die Tradition der Falknerei, die Textiltechnik des Blaudrucks, das Puppenspiel sowie die Tradition der Flößerei.

Autoren: Markéta Kachlíková , Adéla Burešová
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