Goldener Amos und Stellenabbau - Lehrertag in Tschechien

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Den 5. Oktober weist die UNESCO als Internationalen Tag des Lehrers aus, an dem das Engagement der Pädagogen gewürdigt werden soll. Tschechische Lehrer haben ihren Feiertag aber bereits am 28. März, dem Geburtstag von Jan Amos Komensky, dem bedeutendsten Pädagogen des 17. Jahrhunderts. In seiner Nachfolge wird alljährlich der "Goldene Amos" an den besten tschechischen Lehrer vergeben. Bei weitem aber ist nicht alles golden am tschechischen Schulwesen. Mehr von Thomas Kirschner.

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Wie in einem echten Unterstufen-Klassenzimmer ging es zu bei der Schlussrunde des Wettstreits um den Titel des besten tschechischen Lehrers. Vom Papierschwalbenfalten bis zum Klassenbucheintrag mussten die Anwärter auf den "Goldenen Amos" zeigen, dass sie dem Schulalltag gewachsen sind - ausnahmsweise einmal unterstützt von ihren Schülern.

Krone und Regentschaft gingen an den ältesten Teilnehmer des Wettbewerbs, den 80-jährigen Chemielehrer Ivan Sedlak von der Prager Masaryk-Mittelschule für Chemie.

"Das war eine unglaubliche Unterstützung durch alle, die um mich sind - von den Schülern bis hin zur Schulleitung. Ich habe selbst nicht erwartet, dass ich so eine Resonanz bekomme. Ohne die Schüler und meine Kollegen hätte ich das nie geschafft. Ich meine, dass meine Krone allen um mich herum gehört."

Seit 50 Jahren ist Ivan Sedlak im Schuldienst. Gut 4000 Stimmen hat er bei der entscheidenden Telefonabstimmung bekommen. Das Geheimnis des Erfolgs?

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"Er hat eine enorme Energie in sich, und zugleich eine große Bescheidenheit",

meint der Psychologe Jan Cimicky, Organisator des Wettbewerbs, und fügt hinzu:

"Das größte und wichtigste ist aber die Empathie, die Fähigkeit, die Schüler nicht nur über die Autorität zum Lernen zu bekommen, sondern sie für etwas zu interessieren und zu begeistern."

Begeisterung ist nötig - nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei den Lehrern. Denn auch der Tag des Lehrers kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage an den tschechischen Schulen wenig erfreulich ist. Auch nach 30 Berufsjahren haben Lehrer hierzulande nicht mehr als rund 23.000 Kronen brutto auf dem Lohnzettel, also etwa 800 Euro. Die Lohnerhöhung bleibt in diesem Jahr mit 1,5 Prozent deutlich unter der Inflation, und Schulministerium Dana Kuchtova (SZ) hat trotz voller Klassen bereits weitere Einsparungen und die Kürzung von bis zu 20.000 Lehrerstellen angekündigt. Vielleicht ist es also tatsächlich genau das, was man als Lehrer in Tschechien braucht: enorme Energie und enorme Bescheidenheit.