Goldener Löwe der Biennale Venedig für den tschechischen Choreografen Jiří Kylián
Im Rahmen der 52. Kunstbiennale von Venedig findet dieser Tage auch das Internationale Festival des zeitgenössischen Tanzes statt, bei dem der tschechische Choreograf Jiří Kylián den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk überreicht bekommt. Die Verleihungszeremonie findet (am 17. Juni) im Teatro Malibran in Venedig statt. Im vergangenen Jahr hatte Pina Bausch den Preis bekommen.
Jiří Kylián entschied sich nach der sowjetischen Okkupation von 1968, nicht mehr in die Tschechoslowakei zurückzukehren. Er wurde nach dem Studium als Tänzer beim Stuttgarter Ballett engagiert, doch bereits 1973 folgte seine erste Choreografie für das Nederlands Dans Theater. Zwei Jahre später wurde er für 24 Jahre Chef des famosen Ensembles. Im Laufe der Jahre hat er als Choreograf einen ganz unverwechselbaren und sehr persönlichen Stil entwickelt, der sich jeglicher akademischer Kategorisierung entzieht.
Kylián lebt zwar im Ausland, kommt aber immer wieder gerne nach Prag zurück. So war es auch anlässlich seines 60. Geburtstags. Auf der Bühne des Nationaltheaters stellte er seine experimentierfreudige Truppe junger Tänzer vor. Auf ihren Auftritt in der tschechischen Hauptstadt hat er sie nicht nur als Choreograph vorbereitet:
„Ich habe ihnen viel über Prag und das Nationaltheater erzählt. Nicht nur für die Tänzer, die um die 20 Jahre alt sind, ist es eine große Ehre, hier aufzutreten, sondern auch für mich. Auch wenn wir zum Beispiel in der Metropolitan Opera in New York und in vielen anderen bedeutenden Theaterhäusern weltweit gastiert haben, sind Prag und das Nationaltheater für mich doch etwas Anderes.“
Auch 40 Jahre, nachdem der weltberühmte Choreograf seine Geburtsstadt verließ, hat sich an seiner Beziehung zu Prag nichts verändert. Sie wird von ihm vielleicht nur intensiver empfunden.
„Man muss bedenken, dass ich auf dem gegenüberliegenden Moldauufer zur Welt kam, in der Vítězná-Straße auf der Kleinseite. Als ich von dort in die Fenster des Nationaltheaters schaute, ist es mir natürlich nicht einmal in meinen wildesten Träumen in den Sinn gekommen, dass ich dort eines Tages meine Ballettchoreographien präsentiert werde.“
Kein Wunder also, dass es in der Laudatio auf Kylian bei der Biennale von Venedig auch folgende Worte zu lesen gibt:
„Als grenzenloser Humanist hat Kylián seine Kreativität der Verständigung zwischen den Völkern zur Verfügung gestellt, angefangen von seiner Heimatstadt Prag über Deutschland, Australien, die Niederlande bis in den Rest der Welt hinaus, mit dem Scharfsinn eines positiven und wohlmeinenden Talentes, dem nichts Lebendiges auf dieser Erde fremd ist.“