Goldener Schatz aus der Völkerwanderungszeit in Tschechien entdeckt
Archäologen vom Regionalmuseum in Rakovník haben vor kurzem über einen einzigartigen Fund aus der Zeit der Völkerwanderung berichtet. Goldene Gegenstände lagerten 1500 Jahre lang unbemerkt im Boden nahe der Stadt.
Zwei Brüder haben im Sommer vergangenen Jahres mit einem Metall-Detektor den Schatz aufgespürt: 20 Zentimeter unter der Erdoberfläche verbargen sich ein goldener Ring und eine Schnalle, besetzt mit Granatsteinen und Almandinen sowie mit drei Stücken antikem Glas. Ein Jahr lang haben Experten die Schmucksachen studiert und nach ihrem möglichen Ursprung gesucht. Kateřina Blažková ist Archäologin im Museum von Rakovník:
„Die wahrscheinlichste Hypothese lautet, dass es sich um einen Raub handelt. Dies ist bei den archäologischen Funden aus der Völkerwanderungszeit im 5. und im 6. Jahrhundert relativ häufig der Fall. Wahrscheinlich hat jemand die Raubbeute durch unsere Region verfrachtet und einen Teil davon hier vergraben, aber später nicht mehr ausgebuddelt. Die Gründe dafür können wir nur vermuten – vielleicht er ist erkrankt, oder in der Zwischenzeit hat sich das Terrain verändert und er gelangte nicht mehr an die Schmuckstücke.“
Ob die Goldsachen aus einem Grab gestohlen wurden oder ihr Besitzer direkt beraubt wurde, wisse man nicht, so die Archäologin:
„Die Schmuckstücke gehörten wahrscheinlich einem Aristokraten jener Zeit. In Europa wurden bisher kaum weitere Funde dieser Art und von dieser Bedeutung entdeckt. Der Besitzer der Gegenstände muss eine sehr bedeutende Persönlichkeit gewesen sein, entweder ein König, ein Gesandter oder eine Person, die diesen am nächsten stand.“
Wo genau der Schatz lag, wissen zwar die Experten, die Information darüber wurde aber nicht veröffentlicht:
„Der Ort wird mittlerweile geheim gehalten, weil die Archäologen mit unterschiedlichen Methoden weiterforschen. Wir wissen heute, dass die alte Straße, die durch unsere Region führte, nicht nur – wie bisher angenommen – im Mittelalter von großer Bedeutung war, sondern auch in der letzten Phase des Altertums.“
Insgesamt enthalten die Juwelen mehr als 150 Gramm Feingold und sind außerordentlich reich verziert. Bei der Schnalle, die in drei Teile zerbrochen ist, handelt es sich um die bisher älteste bekannte Verwendung von böhmischem Granat in der Geschichte der Goldschmiedekunst. Der Ring sei komplett erhalten, was den Fund einzigartig mache, betont Kateřina Blažková.
Ein internationales Team von Experten aus Tschechien, Deutschland, Österreich und Frankreich hat sich an der Erforschung der Kleinode beteiligt. 2022 wird auch die Öffentlichkeit die Gelegenheit bekommen, sich die wertvollen Stücke anzuschauen, wie Museumsleiterin Magdalena Elznicová Mikesková bestätigt.
„Da es sich um ein so wertvolles Unikat handelt, muss dieses gut abgesichert sein. Wir bereiten die Ausstellung für den Sommer kommenden Jahres vor. Dabei wollen wir auch Ergebnisse der Forschungen und ähnliche Beispiele aus dem Ausland präsentieren sowie etwas mit der Geschichte rund um die Entdeckung spielen.“
Im April dieses Jahres wurde etwa zwei Kilometer vom ursprünglichen Schatz ein weiterer Fund gemeldet, und zwar der vergoldete Teil eines Halfters.