Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit/Fotoausstellung in München eröffnet

Foto: Martina Schneibergova

Gesamtansichten von verwüsteten Friedhöfen, Bilder von einzelnen Gräbern, die von Pflanzen überwuchert sind, sowie Details von kaum mehr leserlichen Grabaufschriften - dies sind die Hauptmotive der Fotos, die seit vergangenen Donnerstag in der Alfred Kubin Galerie in München zu sehen sind. Die Ausstellung trägt den Titel "Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit" und wird vom Adalbert Stifter Verein organisiert. Martina Schneibergova nahm an der Vernissage teil.

Foto: Martina Schneibergova
In der Ausstellung, die den Untertitel "Deutsche Friedhöfe in Böhmen, Mähren und Schlesien" trägt, kann man Fotos von 27 Amateur- und Profifotografen - vorwiegend aus Tschechien - besichtigen. Zu den Spuren, die die Deutschen aus Böhmen, Mähren und Schlesien nach ihrer Ausweisung hinterließen, zählen ihre Friedhöfe. Bis heute kann man im Grenzgebiet der Tschechischen Republik auf diese Spuren stoßen. In der Einladung zur Ausstellung schreibt die Initiatorin des Projektes, Anna Knechtel: "Eines ist diesen Friedhöfen gemeinsam. Ob von Pflanzen überwuchert oder neu belegt: Die alten Gräber und Friedhöfe der Deutschen werden weder in ihrem ursprünglichen noch in ihrem derzeitigen Zustand noch lange existieren, denn kein Bestattungsort bleibt für immer bestehen, Deshalb hat sich der Adalbert Stifter Verein vorgenommen, in Anknüpfung an seine Ausstellung ´Jüdische Friedhöfe in Böhmen und Mähren´ auch verlassene Friedhöfe der Deutschen als Spuren der vergangenen Zeit zu zeigen."

Foto: Martina Schneibergova
In der Ausstellung ist auch der renommierte tschechische Fotograf Jindrich Streit mit seinen Arbeiten vertreten, der an der Vernissage teilnahm:

"Ich wurde zur Teilnahme an dieser Ausstellung vom Adalbert Stifter Verein eingeladen. Aus zeitlichen Gründen habe ich aus meinem Archiv Fotos ausgesucht, die diesem Thema entsprachen. Ich bin ein Fotograf, dem es nicht reicht, ein Detail eines Grabmals festzuhalten, ich will auch den Kontakt mit Menschen auf dem Foto haben. Aus dem Grund suchte ich auch solche Fotos aus. Wenn ich ausstelle, dann will ich, dass die Arbeiten nicht nur einen Dokumentarcharakter haben, sondern dass sie auch Emotionen enthalten."

Jindrich Streit  (links) und David Kominek  (Foto: Martina Schneibergova)
Jindrich Streit lebt und arbeitet mit den Menschen, die er in ihrer ganz alltäglichen Umgebung abbildet. Da er in der Region von Bruntál/Freudental lebt, steht ihm auch das Thema der verlassenen Friedhöfe nahe.

"Ich habe darüber nachgedacht, warum mich dieses Thema schon fast vierzig Jahre lang lockt. Ich glaube, dass darin ein wenig Nostalgie steckt. Ich gebe zu, dass ich eher traurigere, ernsthaftere Fotos mag. Selbstverständlich ist der Friedhof ein ernsthafter Ort, ein Ort, wo das Leben endet, aus dem Grund interessiert mich dieses Thema."

Die Ausstellung wird in der Alfred Kubin Galerie in München bis zum 2. Dezember dauern. Die Veranstalter denken daran, sie eventuell als eine Wanderausstellung auch in anderen Städten zu zeigen. Jindrich Streit würde es begrüßen, wenn sie auch in Tschechien zu sehen wäre:

Moravsky Beroun  (Foto: Martina Schneibergova)
"Ich meine, dass es sehr notwendig wäre, diese Ausstellung in verschiedenen Regionen bei uns zu zeigen, damit sich die Menschen dessen bewusst werden, dass die Zerstörung, Verwüstung der Kulturdenkmäler das ganze Gebiet Böhmens und Mährens betrifft. Diese Ausstellung könnte dazu inspirieren, dass etwas gegen diese Verwüstung unternommen wird und dass die letzte Ruhestätte, die so wichtig ist, in Stand gesetzt wird und menschenwürdig aussieht."

Mehr über die Ausstellung erfahren Sie in der nächsten Ausgabe der Sendereihe "Begegnungen".