Grenzüberschreitend gegen die LKWs

LKWs in Všeruby (Foto: Lukáš Milota, Archiv des Tschechischen Rundfunks)
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An der tschechisch-bayerischen Grenze haben sich die Bürger von Všeruby und Eschlkam zusammengetan. Sie kämpfen gegen den zunehmenden Lastverkehr in ihren Orten. Ein Besuch in beiden Gemeinden.

Bürgerinitiative kämpft gegen den zunehmenden Lastverkehr in Všeruby und Eschlkam  (Foto: Natalie Meyer)

Václav Bernard  (Foto: Archiv STAN)
Im tschechischen Dorf Všeruby an der Grenze zu Deutschland klingt es wie an einer Autobahn: Bis zu 1000 LKWs durchqueren den Ort pro Tag. Damit umgehen die Fahrer die Autobahnmaut in Tschechien. Seit Jahren ist das schon ein Problem für Všeruby und das oberpfälzische Nachbardorf Eschlkam. Doch die Lage spitzt sich weiter zu. Denn zum Jahreswechsel sollen auch die tschechischen Landstraßen erster Ordnung gebührenpflichtig werden für den Lastverkehr. Das bereitet Všerubys Bürgermeister Václav Bernard große Sorgen.

„Hier im Kreis Pilsen wird das dann so aussehen, dass es neben zwei gebührenpflichtige Straßen auch eine gebührenfreie gibt. Das ist die Straße, die durch unsere Dörfer führt. Und das birgt das Risiko, dass sich der Transitverkehr noch stärker hierher verschiebt.“

Doch das wollen die Bürger nicht einfach so hinnehmen– und haben sich der Bürgerinitiative in Eschlkam angeschlossen. Zusammen drängen tschechische und deutsche Dorfbewohner auf eine Ausweichroute für den Lastverkehr. Denn auf beiden Seiten der Grenze kennt man die leeren Versprechungen der vergangenen Jahre. Helmut Hartl hat die Bürgerinitiative mitinitiiert.

LKWs in Všeruby  (Foto: Lukáš Milota,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Von der Politik wurden wir bisher absolut im Stich gelassen. Außer trostreichen Worten und Versprechen wie ‚Wir bauen mal eine Umgehung, vielleicht in 50 Jahren‘ gab es eigentlich keinen Lösungsvorschlag von politischer Seite. Die Situation hat sich wesentlich verschlimmert, die Zahl der LKWs steigt im monatlichen Rhythmus. Und das nimmt man von oberer Seite gar nicht zur Kenntnis.“

Auch auf tschechischer Seite glaubt man nicht, vor Ort das Problem lösen zu können.

„Das Problem liegt auf Regierungsebene, weil die Landstraßen erster Ordnung dem tschechischen Staat gehören. Damit hängt zusammen, dass Lösungen auf europäischer Ebene gefunden werden müssen. Die Kommunalpolitiker sind sicherlich nicht für diese Situation verantwortlich“, so Bürgermeister Bernard.

Eschlkam  (Foto: Luboš Matuš,  Flickr,  CC BY 3.0)
Für die Menschen hier geht es aber weniger um große politische Vereinbarungen, sondern um die Lebensqualität. Der Profit der Spediteure werde derzeit vor die Bedürfnisse der Menschen gestellt, so empfinden es die Dorfbewohner. „Transit raus. Muss erst ein Mensch zu Tode kommen?“ heißt es auf einem großen Schild am Ortseingang des Ortsteils Großaign auf deutscher Seite. Die zunehmende Verkehrsbelastung ist ein emotionales Thema für die Menschen beiderseits der Grenze, so auch für diesen Mann aus Eschlkam:

„Mich stört am meisten, dass man die Kinder beim Schulweg nicht mehr ruhigen Gewissens zum Bushäuschen gehen lassen kann. Beim Spazieren nimmt man sie immer an der Hand. Man kann sie nicht mehr zu Freuden gehen lassen kann, ohne dass man Angst hat, dass etwas passiert.“

Seine tschechische Nachbarin ergänzt:

Foto: ČT24
„Selbstverständlich stört vor allem der ganze LKW-Verkehr, gerade in den Morgenstunden… weil es hier ab vier Uhr früh losgeht! Auch der Dreck und der Lärm beeinträchtigt alle, die nahe der Hauptstraße wohnen.“

Die Lösung des Problems ist für die Bürgerinitiative eine Umlagerung des Verkehrs, also eine Sperrung der Dorfstraße für LKWs, nach dem Vorbild von Tirol und Österreich. Dafür wollen sie gemeinsam kämpfen.

„Wir warten auf das, was noch kommt. Ansonsten müssen wir uns weitere Demos überlegen und sonstige Aktionen durchführen, damit die merken, dass es uns sehr, sehr ernst ist. Unsere Lösungsvorschläge sind, dass der internationale Verkehr verschwindet, die Straßen hier sind dafür nicht ausgelegt. Das betrifft auch die tschechische Seite“, so Helmut Hartl.

Die Zeit bis zur Mauteinführung drängt, und die Wut der Bürger von Všeruby und Eschlkam wächst. Zugleich rückt man auf beiden Seiten der Grenze enger zusammen. Und Bürgermeister Václav Bernard sagt auf Deutsch:

„Das ist unser gemeinsames Problem, wir müssen zusammen eine Lösung finden.“

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