Gripen-Jets: 40 Millionen Euro an Mittelsmänner oder in tschechische Taschen?

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Um die angebliche Schmiergeld-Affäre um den Ankauf der Gripen-Kampfjets ist es in der tschechischen Öffentlickeit stiller geworden. Sind Gelder in die Taschen tschechischer Politiker geflossen? Und wenn ja, wie viel? Zahlen sind eigentlich keine Ansichtssache. Vom Rüstungskonzern BAE-Systems/Saab hört man jedoch ganz unterschiedliche Summen, die geflossen sind. Und wohin, das ist auch noch nicht klar.

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Mit der Affäre um den Ankauf der Gripen-Kampfjets durch die Tschechische Republik befassen sich mittlerweile die Staatsanwaltschaften in fünf Ländern. Neben Tschechien sind das Großbritannien, Schweden, Österreich und die Schweiz. Anfang des Jahres war der Verdacht an die Öffentlichkeit gedrungen, dass für den Kauf der Jets vom britisch-schwedischen Rüstungskonsortium BAE-Systems/Saab Schmiegelder in Miliardenhöhe in die Taschen tschechischer Politiker geflossen sind, und zwar über Mittelsmänner. Dass Mittelsmänner am Werk waren, ist kein Geheimnis. Außerdem seien sämtliche Ausgaben überschaubar, sagt Johann Leander von "Gripen International" bei Saab und schließt Bestechung aus:

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"10 Millionen Kronen ist zu hoch gegriffen. Wir sind wohl bei einer Millionen", sagt Leander gegenüber dem schwedischen Fernsehen und meint damit das Geld, das man den Mittelsmännern ausgezahlt hat. Ohne diese Leute laufe in der Rüstungsbranche nichts mehr und mit umgerechnet 100.000 Euro seien diese sogar unterbezahlt gewesen. Der Vorstandsvorsitzende von Saab, Ake Svensson, machte auf der Jahreshauptversammlung, ausgehend von einem ursprünglichen Kaufpreis von sieben Milliarden schwedischen Kronen, eine andere Rechnung auf:

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"Ein Prozent von sieben Milliarden sind 70 Millionen. Dann sind fünf Prozent Provision eben das entsprechende. Sie können rechnen und ich auch."

Das ergäbe ein also Vermittlungshonorar von umgerechnet knapp 40 Millionen Euro. Das ist schon eine ganz andere Summe als die 100.000 Euro, von denen Johann Leander sprach. Auch aus dem Aufsichtsrat von Saab war zu hören, dass Vermittlungsgelder in Millionenhöhe nichts Ungewöhnliches sind. Auch wenn der Vorstandsvorsitzende Svensson eine andere Rechungs aufgemacht hat - dass Bestechungsgelder geflossen sind, glaubt er nicht:

"Davon gehe ich aus, dass nichts unter der Hand gezahlt oder geleistet wurde. Vielleicht mal das eine oder andere Abendessen."

Dann müssten - wenn wir das eine oder andere Abendessen mal abziehen - sich in den Taschen der Mittelsmänner mindestens noch 39,9 Millionen Euro befinden. Vorausgesetzt natürlich, dass davon nichts in Tschechien gelandet ist.


Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Radio Schweden International