Großer Aufwand, kaum Ergebnisse: US-Vizepräsident Joe Biden in Prag
Seit Tagen liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, seit Freitagmorgen war das Gebiet rund um das Regierungsamt auf der Prager Kleinseite hermetisch abgeriegelt. Strenge Sicherheitsvorkehrungen galten auch auf der Burg. Die tschechische Hauptstadt erwartete hohen Besuch: US-Vizepräsident Joe Biden landete am Donnerstagabend auf dem Prager Flughafen, am Freitag standen Verhandlungen mit dem Premierminister und ein Besuch bei Staatspräsident Václav Klaus auf dem Programm. Gesprochen werden sollte unter anderem über die Zukunft des US-Raketenabwehrsystems in Europa, nachdem die USA kürzlich von ihren ursprünglichen Plänen abgerückt waren, in Polen Abwehrraketen und in Tschechien die dazugehörige Radaranlage zu errichten. Jitka Mladková im Gespräch mit Radio-Prag-Redakteur Daniel Kortschak, der die Gespräche verfolgt hat.
„Nein, die gibt es nicht. Zwar wurde die Pressekonferenz mehrmals verschoben, was gewöhnlich eher auf sehr intensive Verhandlungen hindeutet. Doch der gemeinsame Auftritt von Joe Biden und Jan Fischer war dann eine ziemliche Enttäuschung. Biden hat sehr lange über den bevorstehenden 20. Jahrestag der Samtenen Revolution referiert, Tschechien überschwänglich für seine Rolle bei der Überwindung der Teilung Europas gedankt und die hervorragende tschechisch-amerikanische Zusammenarbeit in Afghanistan gelobt. Zum Schluss hat er sich bei Fischer sogar für das schöne Wetter bedankt; obwohl es in Prag seit dem Vormittag bewölkt war. Zum Thema Raketenabwehr hat er hingegen fast gar nichts gesagt. Außer, dass er Tschechien unglaublich dankbar für seine Bereitschaft ist, sich an der ´Raketenabwehr neu´ zu beteiligen. Die Details soll nun ein Team aus US-Experten klären, das im November in Prag erwartet wird. Aber entschieden ist nichts.“
Also viel Lob und wenig Konkretes. Gesprochen werden sollte ja auch über eine amerikanische Beteiligung beim Ausbau des Kernkraftwerks Temelín oder eine Lieferung von US-Kampfjets. Gibt es dazu etwas zu berichten?„Nein, eigentlich nicht. Sowohl Premier Fischer als auch Vizepräsident Biden haben sich dazu in leeren Phrasen verloren. Ein wenig konkreter war Fischer zum Thema Forschungskooperation: Die USA und Tschechien haben die Einrichtung eines bilateralen Büros zum wissenschaftlichen Austausch beschlossen. Das soll in Prag sein und die Kooperation soll – so betonte Fischer nicht ohne Stolz – in beide Richtungen funktionieren, also auch tschechische Wissenschafter sollen ihr Know-How nach Amerika liefern und nicht nur umgekehrt. Gerade im Bereich der Weltraumforschung habe Tschechien einiges zu bieten, so der Premier."