Großregion Prag - Berlin: Mit Hochgeschwindigkeitszug an die Spitze Europas
Am Mittwoch kam der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich zu seinem Antrittsbesuch an die Moldau. Seine Agenda war lang und dicht bepackt; viele tschechische Spitzenpolitiker öffneten ihre Türen für den Gast aus dem Nachbarland. Aber vor allem stand das Thema Verkehrsausbau zwischen Sachsen und Tschechien ganz oben.
Die geplante Bahnverbindung sei für die Großregion zwischen Prag und Berlin wirtschaftlich äußerst wichtig. Man wolle die frühere Spitzenposition in Europa wieder herstellen, so Tillich:
„Diese Region war vor dem Zweiten Weltkrieg die Region mit dem höchsten Bruttosozialprodukt, und das ist auch das Ziel, wo wir wieder hinwollen.“
Der Knackpunkt: Die Finanzierung auf tschechischer Seite ist laut Medienberichten mehr als unsicher. Die Strecke soll das Nadelöhr Elbtal entlasten und sich deshalb durch das Erzgebirge bohren. Eine teure Angelegenheit, wie auch Verkehrsminister Bendl weiß:„Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Kosten mehrere Milliarden Kronen betragen werden. Darüber müssen wir intensiv mit dem Europäischen Parlament verhandeln.“
Welche Mittel also die EU besteuern wird, auch das ist eine offene Frage. Dazu muss die EU das Projekt als Priorität einordnen und zwar in ein transeuropäisches Schienennetz, das Nord- und Ostsee mit dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer verbinden soll.„Die Entscheidung, die jetzt über die Einordnung getroffen wird, ist die strategische Orientierung für die nächsten 20 Jahre,“ sagte Ministerpräsident Tillich
Inwiefern die Absichten in die Tat umgesetzt werden können, das bleibt also abzuwarten.
Beschlossene Sache ist jedoch – und das ist ein weiteres Ergebnis des sächischen Antrittsbesuchs: An der Karlsbrücke soll das historische Gebäude des ehemaligen Lausitzer Priesterseminars in ein sächsich-sorbisches Haus umgewandelt werden. Eine Art inoffizielles Konsulat für alle gesellschaftlich-wirtschaftlichen Kontakte zwischen Sachsen und Tschechien.
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