Per Zug schneller zum Nachbarn? Sachsens Ministerpräsident Tillich in Prag

Stanislaw Tillich und Bohuslav Sobotka (Foto: ČTK)

Sie verstehen sich gut, die Tschechen und die Sachsen. Dennoch gibt es noch viele Baustellen auf dem Weg zwischen Prag und Dresden, Stichwort: schnelle Bahnverbindung zwischen den beiden Städten. Das war unter anderem Thema bei den Gesprächen zwischen Premier Bohuslav Sobotka und dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich am Dienstag in Prag.

Stanislaw Tillich und Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
Es ist ein durchaus angenehmer Termin für den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich in Prag. Der CDU-Politiker hat sich am Dienstag bereits zum fünften Mal offiziell mit seinem Amtskollegen Bohuslav Sobotka getroffen. Und die Atmosphäre dabei ist wie immer freundlich, wie der Lausitzer bestätigt:

„Auch wenn der tschechische Premier Sozialdemokrat ist, und ich Christdemokrat – wir arbeiten an einer Koalition für unsere Bürger in Tschechien und Sachsen. Die Menschen in unseren Ländern sollen die Vorteile der Nachbarschaft auch tagtäglich spüren. Das ist unser gemeinsames Projekt, und daran werden wir auch weiter arbeiten.“

Die Tschechen und die Sachsen mögen sich zwar sympathisch sein. Damit sie aber auch tatsächlich zueinander kommen können, braucht es viel Zeit. Und das buchstäblich. Mit der Fertigstellung der Autobahn A17/D8 von Dresden über Ústí nad Labem / Aussig nach Prag verkürzt sich die Reise zwar jetzt schon um einige Minuten. Doch will man noch schneller zum Frühstück nach Prag kommen, oder eben nach Dresden – und Pläne dafür gibt es schon. Premier Bohuslav Sobotka:

Illustrationsfoto: aople,  Pixabay / CC0 Public Domain
„Lange und in allen Einzelheiten haben wir bei unseren Beratungen über ein weiteres Infrastrukturprojekt gesprochen, das die tschechische Regierung sehr ernst nimmt und an dem uns viel liegt: Es ist die Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Prag und Dresden. Das ist eine unserer obersten Prioritäten.“

Nach Errichtung dieser Schnelltrasse sollte die Zugfahrt zwischen der tschechischen und der sächsischen Hauptstadt nur noch eine Stunde dauern. Doch das ist nicht alles: Die Strecke soll weiter nach Brno / Brünn führen und damit eine schnelle Verbindung nach Österreich, auf den Balkan und an die Adria sicherstellen.



Illustrationsfoto: Pixabay / CC0 Public Domain
In Tschechien kann man den Baubeginn kaum erwarten. Der Ball liegt jetzt aber bei der Regierung in Berlin. Denn nur mit einer Beteiligung der Bundesrepublik würde sich das Projekt auszahlen. Stanislaw Tillich rührte deshalb schon die Werbetrommel beim Bund:

„Ich habe dazu in München Gespräche mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt geführt. Er hat mir bestätigt, dass eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die notwendig ist für eine Entscheidung auf deutscher Seite, auf 2017 vorgezogen wird. Damit kann die bisherige Einordnung auf ‚prioritären Bedarf‘ umgewandelt werden. Sie ist dann also auch ein prioritäres Projekt im Bundesverkehrswegeplan.“

Den Start für die Bauarbeiten wolle man spätestens 2035 ansetzen, heißt es von Seiten der zwei Regierungschefs. Man hoffe aber, dass es auch früher geht:

Sächsisch-Tschechische Verhandlungen in Prag  (Foto: Strahinja Bućan)
„Ich bin zwar nicht zuversichtlich, dass wir mit der Strecke eher fertig sind, als der Berliner Flughafen. Vielleicht schaffen wir es aber doch.“

Die schnelle Eisenbahnstrecke war jedoch nicht das einzige Thema zwischen den Regierungschefs aus Tschechien und Sachsen. Gesprochen wurde auch über die grenzüberschreitende Kriminalität und die polizeiliche Zusammenarbeit. Da ginge es voran, wie die beiden Politiker bekräftigten.