Großstadt durch Eingemeindung: Ostrava bereitet 100-jähriges Stadtjubiläum vor

Ostrava

Ostrava / Ostrau ist nach Prag und Brno / Brünn die drittgrößte Stadt Tschechiens. Dafür sorgte 1924 die Eingemeindung mehrerer umliegender Dörfer. Das 100-jährige Jubiläum von Groß-Ostrau wird in diesem Jahr mit einem reichen Kulturprogramm gefeiert.

Am 1. Januar 1924 trat ein Beschluss der tschechoslowakischen Regierung in Kraft, mit dem an die Kreisstadt Moravská Ostrava / Mährisch Ostrau sechs umliegende Orte eingemeindet wurden. Damit entstand Velká Ostrava, also Groß-Ostrau, und dieses 100-jährige Jubiläum wird in der ostmährischen Metropole in diesem Jahr ausgiebig gefeiert. Denn die Einwohner sind stolz auf ihre „Stahlstadt“…

Foto: Anton Kajmakov,  Radio Prague International

"Wir sind so etwas wie orthodoxe Ostrauer und lassen nichts auf unsere Stadt kommen", offenbart etwa dieser Passant den Reportern des Tschechischen Rundfunks. Vor allem das Kulturangebot sei gut, fährt der Mann fort und betont, dass Ostrau in mancher Hinsicht durchaus mit einige Hauptstädten mithalten könne. Und auch diese beiden Frauen geben gern Auskunft über die Mentalität in der Stadt:

„Die Ostrauer sind ganz unverwechselbare Menschen. Sie sind die reinsten Menschen, die es überhaupt geben kann – ehrlich und herzlich. Sie sind zwar hart, haben aber ein großes Herz. Wir alle sind Ostrauer.“

Förderturm des Bergwerks Hlubina in Ostrava | Foto: Anton Kajmakov,  Radio Prague International

Schon vor der Eingemeindung war Ostrau einer der wichtigsten Industriestandorte zunächst in Österreich-Ungarn, dann in der Tschechoslowakei. Durch die Bildung von Groß-Ostrau 1924 stieg die Bedeutung als Verwaltungszentrum. Es entstanden zentrale Gebäude wie das Kreisgericht, der Justizpalast oder das funktionalistische Neue Rathaus.

„Das bisherige mittelalterliche Rathaus auf dem Mährisch-Schlesischen Platz konnte die Funktion nicht mehr erfüllen, die eine so große Stadt nun hatte“, erläutert die Leiterin des Stadtarchivs, Hana Šústková.

„Die hiesigen Unternehmen, die schon viele Jahre aktiv waren und in dieser Region reich geworden sind, hatten immer noch nicht ihren Sitz hier vor Ort. Diese befanden sich eher in Wien, dann in Prag und Brünn. Nun aber konnten sie endlich auch schöne Palais direkt in Ostrau bauen. Davon profitieren wir auch heute noch. Denn der Stadtkern stammt eben aus den 1920er und 1930er Jahren.“

Ostrava | Foto: Anton Kajmakov,  Radio Prague International

Die Vertreter der sieben Stadtteile, die vor 100 Jahren zusammengelegt wurden, haben nun gemeinsam die Jubiläumsfeierlichkeiten geplant. Vorgesehen sind rund 50 Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen. Der stellvertretende Bürgermeister im zentralen Stadtbezirk Moravská Ostrava a Přívoz, David Witosz (Piraten), berichtet etwa von einem Online-Spiel, das auf der Website www.velkaostrava.cz verfügbar ist. Dabei sollen die einzelnen Stadtteile anhand von Fotos erkannt werden. Und weiter Witosz:

„Zugegebenermaßen sind unsere Einwohner natürlich nicht allzu häufig in allen Stadtteilen unterwegs. Das Spiel soll den Familien darum die Stadt, in der wir alle leben, näherbringen.“

Bei den Feierlichkeiten sollen die Menschen in Ostrau aber auch persönlich zusammenkommen. Die stellvertretende Oberbürgermeisterin Lucie Baránková Vilamová (Ano) lädt ein:

„Die Events werden in fünf Stadtteilen und an sieben Orten stattfinden. Es wird verschiedene Workshops geben, kommentierte Führungen oder auch Tanzveranstaltungen.“

Auftakt ist am 15. Juni. Aber schon im Februar steht die Eröffnung des Wohnungsmuseums an. Darin werden die früheren Lebensbedingungen der Stahlarbeiter in Ostrau-Vítkovice dargestellt.

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Autoren: Daniela Honigmann , Natálie Flajžíková | Quelle: Český rozhlas Plus
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