Haus der Deutsch-Tschechischen Verständigung in Rýnovice
Rýnovice / Reinowitz ist seit 1962 ein Ortsteil von Jablonec nad Nisou / Gablonz. Eine Dominante der Gemeinde ist neben der Kirche aus dem 17. Jahrhundert auch ein genauso altes Umgebindehaus, das unter Denkmalschutz steht. Das Haus der Deutsch-Tschechischen Verständigung ist ein wunderbares Beispiel der Volksarchitektur. Das Begegnungszentrum wird als eine gemeinnützige Gesellschaft verwaltet. Radio Prag hat mit Petra Laurinová über die Einrichtung gesprochen.
„Das Haus stammt aus dem 17. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz. Nach der Wende war dieses Umgebindehaus in einem sehr schlechten Zustand und sollte eigentlich abgerissen werden. Gerade zu der Zeit kam Franz Rieger aus Deutschland zu Besuch nach Reinowitz. Er stammte aus dem Nachbarort Luxdorf (Lukášov). Als er hörte, dass das Haus abgerissen werden soll, nahm er sich vor, es unbedingt zu retten. Er hat viel von seinen Ersparnissen investiert, zudem organisierte er Spendensammlungen unter seinen Landsleuten, um finanzielle Mittel für die Instandsetzung des Hauses zusammen zu tragen. Er ist zweimal, dreimal im Jahr immer mit der Bahn gekommen und hat immer eine Summe von Zehntausenden Kronen gebracht. Nach und nach wurde das halb zerfallene Haus renoviert. Das hat acht Jahre lang gedauert. 1998 wurde das Haus feierlich eröffnet. Der zweite Wunsch von Franz Rieger war es, dass das in Stand gesetzte Gebäude der deutsch-tschechischen Verständigung dienen soll. Wir bemühen uns seitdem, das Haus mit Leben zu erfüllen.“
Das Haus wird als eine gemeinnützige Organisation verwaltet. Was alles findet hier statt?„Wir organisieren fünf, sechs Veranstaltungen jeden Monat. Regelmäßig werden hier Deutschkurse angeboten. Es gibt hier auch einen Konversationskurs für Erwachsene, seit letztem Jahr haben wir auch eine Kindergruppe, die hier deutsch lernt. Diese Kurse werden von der deutschen Botschaft und der Sudetendeutschen Stiftung in München gefördert. Zudem organisieren wir Ausstellungen, wie jetzt gerade die Ausstellung über das Schicksal der Deutschen aus dem Isergebirge. In diesem Jahr werden wir insgesamt zehn Ausstellungen zeigen. Dies ist mehr als in den vergangenen Jahren. Seit dem vergangenen Jahr gibt es hier auch ein Café. Wir möchten, dass die Leute wissen, dass hier immer was los ist.“
Wie ist das Interesse für die Ausstellungen – beispielsweise für die jetzige Schau über Deutsche aus dem Isergebirge?„Viele Menschen kommen in der Regel zur Vernissage. Auch die Autorenlesungen sind gut besucht, die Besucher schauen sich meistens auch die Ausstellung an, die hier gerade gezeigt wird. Als Begleitprogramm zur jetzigen Ausstellung haben wir einen Vortrag für Schulen vorbereitet.“
Im Café gibt es auch ein Klavier. Wird hier auch musiziert?
„Bei Autorenlesungen und Vernissagen erklingt schon immer Musik.
Was kann man sich sonst in Reinowitz anschauen?„Direkt in Reinowitz gibt es eine Kirche, die vom Ende des 17. Jahrhunderts stammt. Der Friedhof ist sehenswert, denn es befindet sich dort die Gruft der Familie Priebsch, das waren die Begründer der Textilindustrie in der Region. Nicht weit von uns, auf dem Proschwitzer Kamm, steht ein Aussichtsturm. Die dortige beliebte Gaststätte ist vor einigen Jahren abgebrannt, wurde aber wieder neu errichtet.“
Kommen auch viele Besucher aus Deutschland nach Reinowitz?
„Ja, schon. Aus Deutschland kommen sehr viele Besucher, und nicht nur aus dem benachbarten Sachsen. Es kommen Deutsche zu Besuch, die aus der Region stammen. Oft kommen auch die Nachkommen, die sehen wollen, woher ihre Familie stammt. Wir helfen ihnen, ihre Verwandten oder Häuser, wo die Vorfahren gewohnt haben, zu suchen.“
Das Haus der Deutsch-Tschechischen Verständigung in Rýnovice ist dienstags bis samstags von 13 bis 19 Uhr geöffnet.