Haus der Mutter, Haus des Sohnes: Denkmal erinnert an Jan Palach

Foto: ČTK

Am 16. Januar 1969 zündete sich der damals 20-jährige Jan Palach auf dem oberen Wenzelsplatz in Prag selbst an. Mit der öffentlichen Selbstverbrennung protestierte der Student gegen die sowjetische Besetzung der Tschechoslowakei. Er wollte die Gesellschaft wachrütteln, seiner Meinung nach hatte sich mit der Niederschlagung des Prager Frühlings eine Lethargie im Land breitgemacht. Nun erinnert in Prag ein neues Denkmal an Jan Palach.

Denkmal „Haus der Mutter,  Haus des Sohnes“  (Foto: ČTK)
Am 16. Januar 1969 hat sich der Philosophiestudent Jan Palach auf dem Wenzelsplanz öffentlich verbrannt. Drei Tage später starb er an seinen schweren Verletzungen. Am vergangenen Samstag, 47 Jahre danach, wurde ein Denkmal für den Studenten in Prag enthüllt. „Haus der Mutter, Haus des Sohnes“ heißt das Kunstobjekt. Es erinnert nicht nur an die Verzweiflungstat Jan Palachs, sondern auch an das Leid der Mutter.

Entworfen wurde das Mahnmal von John Hejduk, einem US-Amerikaner mit tschechischen Wurzeln. Den 2000 verstorbenen Architekten und Bildhauer inspirierte dazu das Gedicht „Das Begräbnis des Jan Palach“, mit dem sein Freund, der Dichter David Shapiro 1969 auf einen Zeitungsbericht über Palachs Tod reagierte. Shapiro äußerte sich in Prag zur Entstehung des Gedichts:

David Shapiro  (Foto: YouTube Kanal InspiredWordNYC)
„Im Jahr 1969 las ich in der Zeitung einen Artikel über diese tapfere Frau, über die Mutter von Jan Palach. Wir vergessen sehr leicht das Leid, das diese Menschen, wie auch Václav Havel und weitere, erleben mussten. Ich fühlte mich mit den Tschechoslowaken innerlich sehr eng verbunden.“

Die Verse auf Englisch stehen nun auf einer Gedenktafel in der unmittelbaren Nähe des Denkmals. Der Enthüllung wohnte auch der Architekt James Williamson bei, der sich neben John Hejduk an einer Realisierung des Werkes in den 1980er Jahren in den USA beteiligte.

Jan Palach  (Foto: Public Domain)
„Jan Palach und seine Mutter stehen in einer engen Beziehung, wie die traditionelle Madonna mit dem Kind.“

Das Kunstwerk besteht aus zwei sieben Meter hohen Quadern, aus denen symbolische Flammen emporschlagen. Das Haus der Mutter ist mit Rost bedeckt, das Haus des Sohnes glänzt silberig. Die Direktorin der Stadtgalerie in Prag, Magdalena Juříková, beschreibt die Skulptur:

„Das Werk ermöglicht es, sich in die Rolle der Mutter hineinzuversetzen. Eine der Skulpturen kann man auch betreten. Dort ist eine Tür, man steigt darin die Treppe hoch, um durch eine Ritze das Haus des Sohnes zu betrachten.“

Kreuz im Bodenpflaster auf dem Wenzelsplatz  (Foto: ČTK)
Das Quader-Duo ist in Prag nicht zum ersten Mal zu sehen. Eine Version aus Holz schenke John Hejduk 1991 Václav Havel, sie war bis 2000 auf der Prager Burg ausgestellt. Die Metallversion steht nun auf dem Moldau-Kai in der Altstadt, in der Nähe des Palach-Platzes und der philosophischen Fakultät, an der Palach studiert hatte.

In Prag erinnern noch zwei weitere Denkmäler an den Studenten: eine Gedenktafel am Gebäude der philosophischen Fakultät sowie ein Kreuz im Bodenpflaster an der Stelle auf dem Wenzelsplatz, wo Palach sich selbst verbrannte.